Achmed, the dead terrorist….

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Erlaubnis nach § 27 Sprengstoffgesetz

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Achmed, the dead terrorist….

 

Ich muss dieses Jahr meine „Erlaubnis nach § 27 des Sprengstoffgesetzes“ verlängern lassen. Wir Jäger bzw. Sportschützen nennen sie kurz den „Wiederladerschein“. Wer den hat, darf seine Munition selbst herstellen. Ich habe die Erlaubnis seit 1996, damals habe ich den dreitägigen Lehrgang gemacht. Das Ding ist dreimal verlängert worden, kein Problem.

Tatsächlich aber lauern die zuständigen Behörden buchstäblich darauf, dass man mal vergisst, die Erlaubnis zu verlängern, sind mit anderen Worten ganz wild drauf, so viele wie möglich von denen einzuziehen. Man kann dem Bürger und Untertanen nicht trauen. Es wird lediglich verklausuliert darauf hingewiesen, dass „nur bestehende Erlaubnisse verlängert werden“. Klingt harmlos, ist es aber nicht. Denn die ganz erhebliche Konsequenz ist: Versäumt man die Frist, ist man „par ordre du mufti“ ab sofort wieder „unkundige Person“. Mit einem amtlichen Federstrich. Das heißt, will ich weiter wiederladen, muss ich den Lehrgang neu machen. Beati pauperes spiritu.

Ich bin nun schon ziemlich lange in diesem Leben, insofern kenne ich die gängigen Idiotien. Aber das hier ist mal wieder eine der Kisten, die man beim besten Willen nicht begreift. Ich habe zwar die Sachkunde erworben, wie gesagt durch einen vollgepackten Lehrgang. Die ist also in meinem Kopf und ist seitdem durch dauernde Beschäftigung mit Waffen, durch tausendfaches Wiederladen, durch Austausch mit anderen Wiederladern und durch das Studieren und Anlegen einer umfangreichen Bibliothek zum Thema auch nicht kleiner geworden. Trotzdem: Frist versäumt, ab zum Lehrgang. Oder eben aufhören zu laden. Mit allen Konsequenzen, als da sind: Arschteure Fabrikmunition, üben auf dem Schießstand nur noch sehr, sehr reduziert, weil finanziell einfach nicht zu stemmen, Verschrotten der sauteuren Ausrüstung oder verkaufen zu Schleuderpreisen usw. usw.

Meinen Jagdschein, meinen Führerschein Klasse II z. B. muss ich auch immer wieder verlängern. Wenn ich das aber ruhen lassen will, sagen wir, beim Jagdschein, weil ich beruflich für ein paar Jahre ins Ausland verschwinde, beim Führerschein Klasse II, weil ich auf absehbare Zeit keinen 38- Tonner bewegen muss – kein Problem. Wenn ich dann zurückkomme und wieder jagen gehen will, verlängert man mir die Erlaubnis ganz ohne Probleme wieder. Will ich wieder LKW fahren, ebenfalls. Beides mit der nachvollziehbaren und sehr logischen Begründung: Na ja, der hat´s vorher gekonnt, eine Prüfung abgelegt, warum sollte der das in der Zwischenzeit verlernt haben?

Nicht so, wie gesagt, beim Sprengstoffschein. Frist verpennt – keine kundige Person mehr. Die müssen wirklich Probleme haben, die Typen, die so einen Duffsinn in Gesetzesform bringen. Oder sie haben einfach nur Angst vor ihren Bürgern. Wie damals die DDR- Bonzen.

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Die Hauptsache

Aber kommen wir jetzt mal zur Hauptsache, denn das war bisher nur der Vorspann und noch nicht mal das, was mich wirklich verstört. Das folgt jetzt: Ich habe also zwecks Verlängerung dieses WL- Scheins hier beim Kreis angerufen. Ich bekomme den Sachbearbeiter ans Telefon, der ist gut drauf: Sehr freundlich, eloquent, er weiß, wovon er redet, und Kundendienst kann er auch: „Sie brauchen sich um nichts zu kümmern, ich schicke Ihnen die nötigen Unterlagen raus.“ Und sie waren da, am nächsten Tag. So stelle ich mir den öffentlichen Dienst vor. Nach einer ersten Sichtung war mir klar: Dass der Sachbearbeiter so freundlich ist, hat wohl neben seiner guten Erziehung auch den Grund, dass er weiß, was er da im höheren Auftrag rausschicken muss.

Sage und schreibe 7 Seiten Geschriebenes. Das hat neue Qualität, denn da werden hauptsächlich ja Sachen abgefragt, die beim Amt seit 20 Jahren schon bestens bekannt sind. Und da die Überwachung mittlerweile lückenlos ist, bekommen die Typen natürlich in Echtzeit sofort Nachricht, wenn irgendeines ihrer Schäfchen straffällig geworden sein sollte. Oder ist das nicht so? Wozu dann diese Datensammelwut im Overkill?

Der Hit aber, der wirkliche Hit kam erst, und zwar hammerhart. Ich konnte das wirklich erst nicht glauben, es ist aber so, es gibt tatsächlich folgende Frage im Fragebogen:

Sind Sie oder waren Sie Mitglied in einer terroristischen Vereinigung oder einer anderen Vereinigung, die Bestrebungen verfolgt, welche gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen die Gedanken der Völkerverständigung, insbesondere gegen das friedliche Zusammenleben der Völker, gerichtet sind, oder durch Anwendung von Gewalt oder darauf gerichtete Vorbereitungshandlungen auswärtige Belange der Bundesrepublik Deutschland gefährden?

Bfffffhhh…. ; da war bei mir erst mal die Luft raus. Darauf muss man ja erstmal kommen.

Vor allem hat mich völlig durch den Wind gebracht, dass darunter die berühmten Kästchen für Ja / Nein eingefügt sind. Was antwortet man denn auf so was? Im Ernst, meine ich? Ich bin kurz davor, da mal „ja“ anzukreuzen, einfach um zu testen, ob das auffällt. Ich bin fast sicher, nein. Ich tu’s natürlich nicht, wer weiß, was ich damit an amtlichen und sicherheitspolitischen Handlungs- Kaskaden in Gang setze.

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Dann kam Achmed…..

Und da kommt Achmed ins Spiel, Achmed, the dead terrorist. Ich bin ein großer Fan von Jeff Dunham. Kennen Sie nicht? Hier mal reinschauen: https://www.youtube.com/watch?v=c_GWYEFGMxE

Ich habe mich also gefragt: Was würde Achmed jetzt sagen? Als Berufs- Terrorist, meine ich. Etwa „ja“? Achmed, da bin ich ganz, ganz sicher, Achmed würde ebenfalls „nein“ ankreuzen. Wie ich. Der ist ja nicht blöde, der Achmed. Kein Kriminalbeamter würde auch nur ansatzweise von was anderem ausgehen. Jeder normal denkende Terrorist wohl auch.

Damit stecken wir aber in einem typischen Dilemma. Und es besteht die Gefahr, dass das irgendwann irgendjemandem in den Amtsstuben auffällt, dass es unter unseren Sicherheitspolitikern, ja sogar in höheren Ämtern irgendwann mal jemanden gibt, der in der Lage ist, Dinge folgerichtig und konsequent zu durchdenken, und zwar zu Ende. Ich meine, zumindest ansatzweise. Der stößt dann irgendwann drauf, dass es vor dem Hintergrund dieser Frage, logisch gesehen, nur folgende Gedankenkette geben kann:

  1. Der Nolting hat hier angekreuzt, er ist kein Terrorist. Wenn´s stimmt, wie in den vergangenen 20 Jahren – kein Problem.
  1. Was aber, wenn das nicht mehr stimmt? Denn „nein“ sagen muss er ja, sonst gibt´s kein NC- Pulver mehr. 1) Wenn er nun doch Terrorist ist? Umgedreht worden oder konvertiert ist? Wenn er gelogen hat, der Nolting? Nicht gut. Gar nicht gut.
  1. Ich glaube, wir müssen den mal verhaften und ´ne Hausdurchsuchung machen. Prophylaktisch. Man kann nie wissen. Die Welt ist schlecht.

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Fazit

Was immer ich auf so eine Frage antworte, ob ja oder nein: Streng genommen muss das in jedem Fall Aktion auslösen.

Bei „ja“ sowieso, obwohl man wohl davon ausgehen kann, dass das die unbedingte Ausnahme bleiben wird. Bei „nein“ aber auch, zumindest stichprobenartig. Das wäre Amtspflicht, denn es könnte ja jeder irgendwas behaupten. Jetzt fragt man sich: Wollen die das? Und wenn nein, wovon ich ja ausgehe: Warum lassen die diesen Schwachsinn dann nicht gleich? Aber das ist und bleibt wohl eines der Geheimnisse unserer „Obrigkeit“.

Was aber heißt das für uns Betroffene? Was lehrt uns das, uns Wiederlader und Jäger? Ganz einfach: Wir sollten unseren Anwalt eigentlich immer bei uns haben. 24 Stunden am Tag, rund um die Uhr. Mitsamt Kamera. Man kann nie wissen. Und wir müssen aufpassen, wen wir wählen. Die Typen jedenfalls, die für den vorstehenden Blödsinn verantwortlich zeichnen, wissen ja noch nicht mal, wie die Verursacher ihrer Paranoia ticken. Ich meine, die kennen noch nicht mal die Denke von Achmed. Das will was heißen.

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Kirchveischede, 23. Januar 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) NC- Pulver für Nitrozellulose- Pulver, vulgo Schießpulver. Für Bomben gibt´s Besseres, weil die Brisanz des Grundstoffs des NC- Pulvers, die Nitrozellulose oder Schießbaumwolle, gezielt herabgesetzt wurde (Esterung), siehe Deflagration = kontrollierter Abbrand. Bombentauglichen Sprengstoff höchster Brisanz dagegen gibt’s in Europa für jeden ad libitum, auch für einen völligen Blindgänger in Sachen Chemie. Z. B. ein Kilo des sehr verbreitet angewendeten Kunstdüngers A., gibt´s in jedem Landhandel (allerdings meist nur im Zentnergebinde), ein bisschen normales Heizöl, und jedes Haus ist Geschichte. Sinnigerweise allerdings „gehört A. nicht zu den eigentlich explosionsgefährlichen Stoffen im Sinne des Sprengstoffgesetzes“ ………

1 Kommentar
  1. Axel Ackens
    Axel Ackens sagte:

    Das größte Problem sind ansich nicht die Politiker sondern die „Bürger“ die sich für was besseres halten und ohne nachzudenken sich zum Büttel für die da oben machen. Für Beamte oder Staatsangestellte ist nicht die Solidarität mit den Bürgern das erstrebenswerte Ziel, sondern die Abgrenzung zum „gemeinen Volk“.

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