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Förster, Jäger, „Hobbyjäger“

oder

Wie man sich zielsicher vor allem vor´s eigene Knie tritt

 

Es gibt immer wieder Situationen, bei denen man als Naturnutzer nur den Kopf schütteln kann. Vor allem dann, wenn man einmal mehr sehen muss, wie ein Teil dieser Gruppe aus reinem Profilierungsdrang einen anderen Teil, der eigentlich natürlicher Verbündeter ist, abqualifiziert, um Teilinteressen und die eigene Position als Maßstab für alle darzustellen. Wie hier geschehen: Am Forstwesen soll die jagdliche Welt genesen, heute, in der Sendung

Die Förster-Saga

Die Förster-Saga – Dokumentation, D 2016 Dienstag, 09.08.2016
Beginn: 09:40 Uhr Ende: 10:03 Uhr Länge: 23 min.
Regie: Ute Gebhardt
Originaltitel: Die Förster-Saga
Kategorie: Nachrichten/InfoDokumentation
Land: D

Er ist unser aller Sehnsuchtsort, mit all seinen Tieren und Pflanzen, seiner Stille und seinem Licht. Der Wald. Er ist auch ein Wirtschaftsraum, der uns mit Holz für Bau, Möbel und Heizung versorgt. Mitunter ist der Wald ein Sorgenkind, weil der Klimawandel ihm zusetzt, Stürme ihn umwehen oder Schädlinge trostlose Baum-Gerippe zurücklassen. Das ist in den zurückliegenden Jahrtausenden immer wieder passiert. Er kann solche Wunden wieder heilen, wenn man ihm nur Zeit lässt. Und wenn Generationen von Förstern die richtigen Entscheidungen treffen. Dann hat der Wald diese Pracht und Mächtigkeit, von der wir träumen und schwärmen. Fünf Wald-Profis – Förster, die sich prächtig miteinander verstehen, nehmen uns Zuschauer mit in ihren Alltag und zu den Highlights ihrer Wälder. Jennifer, Sonja, Uta, Ronny und Lars sind Revierförster und Forstamtsleiter, zwischen Ende zwanzig und Ende vierzig. Ihre Reviere liegen in den schönsten Gegenden Thüringens und unterscheiden sich markant: Fichten-Hochlage, Naherholungswald, von Kyrill geschädigter Eichenbestand, intensiv genutztes Hallen-Buchen-Revier. Fünf sympathische, tatkräftige, kluge Menschen machen das ewige und sehr aktuelle Thema Wald lebendig. Wir folgen ihnen vom frühen Winter bis in den Hochsommer. Wir erfahren, warum sie unbedingt Förster werden wollten, was den Beruf gerade heute so spannend, so schwierig und doch so beglückend macht. Und sie zeigen uns, dass die allgemeinen Klischees nichts anderes sind als eine Förster-Saga.

So weit die Programmankündigung.

Ja, die Förster. Sie sind die eigentlichen Profis, auch als Jäger, wie man dann erfährt. Eben ganz sympathische, tatkräftige, kluge Menschen. Die ehrenamtlichen Jäger sind nur „Hobbyjäger“ (und damit nicht sympathisch – tatkräftig – klug?). Die ansonsten bebarmten „Klischees“ werden im eigenen Interesse dann ganz kräftig bedient: Kein Wort davon, dass Förster lediglich den ganz normalen Jagdschein machen, genau wie die „Hobbyjäger“ auch. Speziell jagdbezogene Zusatzqualifikationen werden während des Forstwirtschafts- Studiums generell nicht verlangt, sind eben nicht Pflichtfach. Man kann sie freiwillig erwerben – wie eben die „Hobbyjäger“ auch. Unter uns und mal ganz ehrlich: Wenn ich einige Förster, die ich kenne, in puncto Einstellung zur Jagd und Kenntnis von Jagdthemen als Maßstab heranziehe, dann kann ich nur sagen: Hut ab vor so manchem „Hobbyjäger“.

Dann der nächste vernichtende Seitenhieb: „Der „Hobbyjäger“ kennt nur den Ansitz, und das bringt permanenten Jagddruck in den Wald.“ Diese Weisheit kann Frau Gebhardt in ihrer – erklärlich – fehlenden Sachkenntnis ja eigentlich nur von ihren Reportage- Objekten haben, den ganz sympathisch – tatkräftig – klugen. Und zeitlich – punktuelle Drückjagden, um dieses Übel fürderhin zu vermeiden, würden so gut wie nie veranstaltet, beklagt man. Ja, der Jagddruck. Nur ganz nebenbei: Wölfe und Luchse, vom meist grünen jeweiligen Dienstherrn frenetisch gefeiert, halten sich 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag in ihren Revieren auf. Aber die verursachen, natürlich!, keinen permanenten Jagddruck. Was mich ein wenig irritiert, denn Drückjagden veranstalten die nicht, da bin ich mir eigentlich sicher. Wie schaffen die das dann, den „Jagddruck“ zu vermeiden? Oder liegt es doch ganz einfach daran, dass Reh, Sau und Hirsch schlicht und einfach Realisten sind und wissen, dass es nicht ganz ungefährlich zugeht in dieser Welt, sie das aber akzeptieren und deswegen kein Problem mit dem von den Ahnungslosen so sehr bebarmten „Jagddruck“ haben?

Nichtsdestoweniger – ich persönlich bin ein großer Freund von gekonnt geplanten und durchgeführten Drückjagden, schon aus Gründen der Effizienz, und bei weitem nicht nur ich, sondern die Mehrheit der mir bekannten Jäger (https://ein-jagdmensch.com/rehe-druecken-aber-richtig/). Wie man deshalb auf das schmale Brett der nicht durchgeführten Drückjagden kommt, wird eigentlich nicht so richtig erläutert. Auf der anderen Seite: Ein ähnlich erprobtes System hat bisher noch kein Forstamtsleiter im hier benachbarten Staatsrevier in die Praxis umgesetzt; stattdessen rennen bei den angesetzten herbstlichen Drückjagden eine Menge ortsfremde Jäger aus den benachbarten Ballungsgebieten da herum. Einheimische werden nicht gesehen, es wird fleißig geschossen, die Strecke ist allerdings meist bescheiden.

Zur Ehrenrettung der Kollegen von der schwerpunktmäßig botanisch fixierten Division sei allerdings gesagt: Sie können es sich nicht aussuchen, das alles geschieht auf ausdrückliche dienstliche Anweisung aus Düsseldorf; dort sitzt der „böse Feind“ des Wildes, der grüne Umweltminister J. Remmel. Denn so eine Einladung zur Drückjagd in Staatsrevieren kostet ganz ordentlich, Standgebühren von 150,00 € aufwärts sind nicht unüblich, wie man raunen hört. Schließlich muss der (Umwelt-) Minister ja seine Defizite niedrig halten, und da ist jedes Mittel recht, auch die Anwendung von Methoden, die man ansonsten bei jedem anderen als besonders übel und unethisch anprangert wie eben den bezahlten Jagdtourismus.

Nicht genug damit: Herr Remmel und seine inner- und außeramtliche Entourage sorgen zusätzlich auch mit allem Nachdruck dafür, dass die Forstämter hier im Sauerland, und nicht nur da, Mini- Pirschbezirke von 40, 50 Hektar zu Phantasiepreisen und –konditionen an hektisch nach Jagdgelegenheit suchende Jäger aus den Ballungsräumen verpachten, üppig bestückt (vom Verpächter Staat!) mit Hochsitzen, in Abständen von teils 30 Metern. Aber da wird natürlich kein Jagddruck ausgeübt, ja woher denn! Auch wenn die eben noch als einzig weidgerechte Art der Jagdausübung angeführte Drückjagd auf 40 Hektar von vorn herein illusorisch ist, wie jeder Fachmann weiß. Was bleibt den armen Pächtern dann außer der Ansitzjagd, und zwar dauerhaft, aus reinem Selbsterhaltungstrieb? Sinnigerweise nämlich gibt´s so gut wie immer vertraglich vereinbarte bzw. aufgedrückte harte Pönalen für den Fall, dass der geforderte (hohe) Abschuss nicht erreicht wird, bis hin zur Androhung der angeordneten Regiejagd durch, natürlich, jagende Forstbeamte. Die dann, wenn´s dazu kommt, die Pirschbezirks- Inhaber ablösen und sich natürlich auf denselben Hochsitzen die Hintern dauerplattsitzen (denn Drückjagd geht ja nicht, wie wir wissen), natürlich zu Stundensätzen beamteter Staatsdiener, zu Lasten, natürlich, des saumseligen Pirschbezirks- Inhabers. Quod licet Iovi, non licet bovi, wie schon die alten Lateiner wussten. Die Ochsen sind hier, ganz klar, die Pirschbezirks- Inhaber.

Ett iss, wie ett iss, unn ett kütt, wie ett kütt, wie der Rheinländer so schön zweck- fatalistisch meint. Nur, wie schon gesagt: Eigentlich sollte man meinen, dass alle Naturnutzer natürliche Verbündete gegen zuhauf zu beobachtende land- und forstwirtschaftliche Zumutungen und jagdfeindliche Bestrebungen in der Politik sind, natürlich alle aus „Naturschutz“ – Gründen. Das ist eigentlich auch allen Beteiligten bewusst. Theoretisch. Aber wie es so ist im Leben: Wenn man die Gelegenheit sieht, sich auf Kosten anderer mal so richtig in den Vordergrund schieben zu können, sich als Gruppe vermeintlich positiv abzugrenzen, dann wird man einfach manchmal schwach. Diese Versuchung ist allgegenwärtig, wie wir alle wissen, in jedem Lebensbereich, und die Verlockung, ihr zu erliegen, ist nur allzu menschlich. Vor allem, wenn Moderatoren – selbst mehr als einmal erlebt – einen mehr oder weniger subtil, aber aktiv in diese Richtung manipulieren. Aber sie ist bei kühlem Verstand eigentlich beherrschbar, die Versuchung.

Wenn sie denn nicht bereits zu einem unbedingten Reflex mutiert ist. Bei dem ist kühler Verstand einfach abgemeldet.

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Kirchveischede, 9. August 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Von Wölfen und Wisenten II

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Wie auch professionelle Abwiegler immer irgendwann von der Realität eingeholt werden, aber es ihnen im Grunde eigentlich egal ist

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Eigentlich dürfte es hier ja nur heißen „Von Wisenten“. Ich will aber den Titel meines Beitrags vom 30. September 2015, „Von Wölfen und Wisenten“beibehalten. Zum einen deswegen, weil ich sehr viel Sinn für Wiedererkennbarkeit, neudeutsch „corporate identity“ habe. Zum anderen, weil ich eigentlich sicher bin, dass uns Bruder Wolf, wie gerade Tante oder Onkel Wisent, über kurz oder lang eine ähnliche Bestätigung schicken wird. Hoffen wir, für uns alle, mit ähnlich glimpflichem Ausgang wie beim Vorfall mit Madame Wisent.  1)

Interessant finde ich die Berichterstattung durch die beiden schwesterlichen hiesigen Tageszeitungen, beide nämlich der WAZ- Gruppe angehörig: Während die eine, die Westfalenpost, ziemlich ausführlich berichtet, begnügt sich ihre Schwester Westfälische Rundschau mit einem vergleichsweise lapidaren Text.

Beschäftigen wir uns deshalb kurz nur mit dem ausführlicheren Artikel der Westfalenpost.

16-05-24_WP_Wisentkuh greift Touristin an

Der Vorfall selbst steht wohl in keiner Weise in Frage, und Gott sei Dank ist alles glimpflich abgelaufen: Quetschungen, blaue Flecke, eine zerrissene Hose und, natürlich, ein Schock, zumindest ein heilloser Schreck blieben am Ende zu vermerken. Die Wisente ließen sich auch vertreiben, ein Beispiel dafür, dass sie wirklich nur warnen wollten, denn sonst hätte das ganz anders ausgehen können. Ich kann mich an eine Fotoserie erinnern, die nach meiner Erinnerung um 2005 in der Jagdzeitung Wild und Hund veröffentlicht wurde; ein polnischer Naturfotograf hatte damals im Winter im Wald von Białystok durch puren Zufall ablichten können, wie ein Wisent – Jungbulle plötzlich durchdrehte und einen groben Keiler annahm, geschätzt 150 Kilo, mehrmals durch die Luft wirbelte und innerhalb weniger Sekunden tötete. So ein Keiler ist wahrhaftig ein Urvieh, aber er war völlig chancenlos.

Ich will jetzt nicht in den Verdacht kommen, ich hätte ein Problem mit Wisenten. Beileibe nicht. Ich finde, das sind faszinierende Tiere, außerdem verdienen sie jede Unterstützung durch uns. Diese Meinung vertrete ich übrigens auch in Bezug auf Bruder Wolf (Der Wolf, der verlorene Sohn).

Gleichzeitig erlaube ich mir aber, darauf hinzuweisen, dass jetzt genau das eingetreten ist bzw. noch eintreten wird, was beileibe nicht nur ich, sondern viele, viele andere vorausgesagt haben: Die angekündigte „Störung“ ist eingetreten, und es wird unter Garantie zu weiteren „Störungen“ dieser Art kommen, eingedenk des tiefen Wahrheitsgehalts eines meiner Lieblingszitate: „In jedem System ist nichts so gewiss wie der nächste Störfall!“ 2) Gebe Gott, ohne ernsthafte, gar tödliche Konsequenzen. Alle Warnungen dieser Art sind immer wieder als Spinnereien abgetan oder in die Ecke „Verunglimpfung“ und „Na ja, Jäger halt, die wollen alles ja nur totschießen“ gestellt worden. Momentan herrscht Ruhe in diesem Gesellschafts- Segment, ich habe bisher noch keine Stellungnahme aus der bekannten Befürworterszene registrieren können.

Nicht, dass die jetzt alle in Schockstarre wären, ganz sicher nicht. Denn genau damit hat die Szene von vornherein gerechnet. Nur haben die Damen und Herren Abwiegler und Schönredner von vornherein bewusst, sagen wir, ein wenig „die Realität hingebogen“, indem sie genau das gegen jedes bessere Wissen immer wieder heftigst in Abrede gestellt, in den Bereich der Utopie gerückt haben. Die noch denkbare Alternative wäre, dass sie zu naiv bzw. zu dumm waren, das voraussehen zu können. Das wiederum kann ich mir bei Menschen mit einem derart ausgeprägten Geschäftssinn eigentlich nicht vorstellen. Es wurde und wird einfach darauf gesetzt, dass das für sie so einträgliche Projekt, einmal in der Welt, in der typisch deutschen Festhalte- Mentalität und sprichwörtlichen Nibelungentreue nicht mehr zurückgedreht wird. Wer wird ernsthaft schon Wisente wieder abschaffen wollen? Blasphemie, ein veritabler shitstorm des Couch- Naturschutzes in den Großstädten wird das ganz gewiss schon verhindern. Motto:

Was ist denn schon passiert?

Ja, was ist denn schon passiert? Wenn man sich aber mal vorstellt, was da eigentlich von Beginn an an Schizophrenie so abgeht, fasst man sich an den Kopf. Stellen Sie sich vor, ein Bauer hielte eine Rinderherde in Ammenkuhhaltung (da sind selbst unsere sonst so friedfertigen Kühe auf einmal sehr ernst zu nehmen!) unter Beistellung eines ausgewachsenen Bullen auf einer Weide und sparte sich den teuren Zaun mit der Behauptung „Die tun nix!“ – im Ernst, lange könnte der nicht mehr selbst seinen Aufenthaltsort bestimmen. Der würde ganz schnell aus dem Verkehr gezogen und einer ausgiebigen Ritalin- Anwendung unterzogen. Bei Wisenten, immerhin ausgemachten Wildrindern, durch keine jahrtausendelange Zucht auf den Menschen geprägt, wird genau das den Leuten einfach erzählt.

Ganz bezeichnend finde ich auch die zur Schau getragene „Betroffenheit“ und den geradezu typischen Erklärungsansatz: „Zwei neue Kälbchen bei der Herde. Eine Sondersituation, in der Kühe ihre Kälber verteidigen.“ Das schlägt dann wirklich dem Fass den Boden aus: Wollen die den Leuten eigentlich allen Ernstes weismachen, die setzen eine Herde Wisentkühe zusammen mit Bullen aus und gehen davon aus, dass die Tiere mit Rücksicht auf die Empfindlichkeit von Wanderern und Touristen freiwillig zölibatär leben? Wo seit mehreren Jahren von den gleichen Leuten geradezu begeistert von der regen Reproduktivität in der Herde berichtet wird? Sancta simplicitas, für wie dämlich halten die eigentlich mittlerweile die Öffentlichkeit?

Nein, es wird auf das hinausgehen, was bei Kennern der Szene schon von vornherein als Absicht im Verdacht war: Die Tierchen werden auf großzügigen Flächen unter Einrichtung von Beobachtungspunkten eingegattert. Die Folgen: Die Gefahr weiterer Konfrontationen dieser Art ist weitgehend gebannt; Tourismus und Fremdenverkehr behalten ihre Attraktion (was gut ist!); der Gatterbesitzer hat als unvermeidlichen Kollateralschaden seine Begleitfauna wie kapitale Geweihträger zwar mit gegattert, aber wo gehobelt wird, fallen eben Späne; die umliegenden Waldbauern haben endlich die Schälschäden vom Hals (was gut ist!); die „Umwelt“- Verbände können weiter ihre lukrativen „Patenschaften“ verkaufen; Herr Remmel und seine grüne Partei machen auf unschuldig am geplanten Desaster zu Lasten des zwar eh schon desaströsen Landeshaushalts – aber alle sind glücklich. Mission accomplished.

Jetzt folgt die berühmte Asterix- Frage: Ganz Gallien? Oder, hier, sind wirklich alle glücklich? Nein, nicht wirklich. Denn der Steuerzahler, der ist in den Hintern gebissen, einmal mehr. Einer muss nämlich zahlen für die Komödie oder dafür, dass sie eine bleibt – so eine Gatterung kostet in der Errichtung und laufenden Unterhaltung Geld, und zwar nicht wenig. Aber ganz sicher lässt sich für das Ganze auch ein volkswirtschaftlicher Folgenutzen konstruieren, lässt es sich also als Netto- Investition deklarieren. Unterstützung strukturarmer Gebiete fällt zwar aus, Südwestfalen strotzt vor Geld, aber da hat ganz sicher irgendjemand irgendeinen pfiffigen Einfall.

Quod licet jovi, non licet bovi. Und die Ochsen, um das ganz klar zu machen, sind einmal mehr die Steuerzahler. So geht´s natürlich auch. Aber auf der anderen Seite – geht´s so nicht eigentlich immer?

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Kirchveischede, 24. Mai 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Im Beitrag vom 30. September hatte ich mit dem Untertitel „Die reale Welt“ Folgendes geschrieben:

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„Es ist nicht die Frage, ob der Wolf, ob der Wisent irgendwann einen Menschen zu Schaden bringt, auch mit letalem Ausgang. Das steht fest, so sicher wie es Steuern gibt. Es ist nur noch die Frage, wann: Heute, morgen, in einem Jahr oder in 10 Jahren. Denn wer da glaubt, dass die Wildrinder sich an das Fraternisierungsgebot halten, das ihnen von den Kuschlern aufoktroyiert wurde, der muss ja wohl eine gehörige Portion Naivität in sich tragen. Irgendwann wird ein Testosteronbolzen in der Brunft, eine Kuh, die sich von ihrem Kalb getrennt sieht, einen Angriff starten. Gebe Gott, mit glimpflichem Ausgang.“

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und

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„Wie schon gesagt: Ich persönlich habe schon einiges zum Thema Wolf geschrieben, und ich vertrete zu Wolf und Wisent die gleichen Ansichten: Es sind beides faszinierende Tiere. Aber sie sind gefährlich oder können es ihrem natürlichen Verhaltensrepertoire nach werden. Und frei nach Murphy´s law, dass alles, was schiefgehen kann, auch schiefgeht, wird´s Ärger geben, todsicher.

Nun kann man, wie ich beim Wolf, der Meinung sein, dass das nur so vereinzelt der Fall sein wird, dass man das als unvermeidlichen Kollateralschaden hinnehmen sollte. Ich meine, eine Bevölkerung, die klaglos akzeptiert, dass es jedes Jahr ca. 400 tote Radfahrer im Verkehr gibt und trotzdem massenhaft aufs Rad steigt, die akzeptiert, dass es jedes Jahr um die 1.000 tödliche Haushaltsunfälle gibt und die trotzdem auf Trittleitern steigt, sollte mit einem oder zwei Todesfällen durch Wölfe zurechtkommen können.

Alles, was schön und ursprünglich ist, ist eben nicht umsonst zu haben. Wir müssen endlich von dieser unsäglichen Geld- zurück- Garantie – Mentalität wieder runterkommen, die unsere Super- Regulierer als scheinbares Menschenrecht im öffentlichen Bewusstsein implementiert haben: Es passt uns was nicht? Gut, machen wir ein Gesetz dagegen.

D a s   f u n k t i o n i e r t   s o   n i c h t !  

Die Welt ist gefährlich, das ist so. Punkt. Und deswegen auch so spannend und schön. Wer kein Risiko haben will, muss morgens im Bett bleiben. Und selbst da kann man einem spontanen Herzinfarkt erliegen, wenn man manche Leserbriefe liest.

Was tun?

Man muss den Menschen da draußen einfach mal die Wahrheit sagen und sie nicht verdummen mit diesen strunzdummen Sprüchen wie „der Mensch gehört nicht zum Beuteschema des Wolfs“ und ähnlich gefährlichem Blödsinn.

Nun sehe ich das aber so, dass das mit unseren Wisenten eine andere Hausnummer ist, denn die tummeln sich als potentiell tödlich gefährliche Viecher gerade in Gebieten, die eine starke Besucherfrequenz aufweisen. Und sowas hat einfach Konfliktpotential, siehe oben, und zwar erhebliches. Das wiederum wird, das steht für mich genauso fest wie meine Ausführungen zum Wolf, über kurz oder lang zur Diskussion darüber führen, was denn dann mit den Wisenten passieren soll, wie man dieser Gefahr vorbeugen kann. Da liegen zwei spontane Optionen auf der Hand: Abschaffen oder, wie man hier sagt, großzügig einpirken.“

Man sieht, manchmal kommt es schneller, als man denkt.

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2) aus „Krisen – Das Alarm-Dilemma“ von Gerhard Schulz

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Die Autoindustrie, die Abgaswerte und die Umwelt

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was das alles mit der Jagd zu tun hat

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Wenn man Tag für Tag ein Beispiel haben möchte für heuchlerische Verlogenheit – dann leben wir seit einigen Monaten geradezu in einem Paradies. Schlägt man welche Zeitung auch immer auf – Schlagzeile: Die Autoindustrie. Schaltet man welche Nachrichten- Sendung auch immer ein – wer und was dröhnt im Ohr und springt ins Auge? Die Auto- Industrie und ihre Abgaswerte.

Man fragt sich, wo diese ganzen Empörten eigentlich die letzten 30 Jahre gelebt haben? Es war jedem, auch dem verschnarchtesten Käufer bekannt und der Gegenstand vieler, vieler Witze, dass der Wahrheitsgehalt der angegebenen Verbrauchs- und damit ja eo ipso auch Abgaswerte des gerade gekauften neuen Familienlieblings deutlich unter dem Wert des Papiers lag, auf denen sie gedruckt standen. Jede „Auto, Motor, Sport“, jede „BILD“- Besprechung hatte bei der Vorstellung eines neuen Modells den Hinweis parat: „Natürlich (sic!) haben wir bei unserer Testfahrt den angegebenen Verbrauchswert bei weitem nicht einhalten können.“

Wie gesagt, man wundert sich vor diesem Hintergrund. Und all die „Experten“, sogar der Guru Dudenhöffer, der sich ja mit bewundernswerter Beharrlichkeit als moralische Instanz des Automobilwesens in deutsche Publikationsorgane geschummelt hat – sie alle waren ahnungslos. Waren Sie das? Wenn ja, waren sie eben Dilettanten. Wenn nicht, haben sie mitgespielt beim großen kollektiven Wegsehen – was ich persönlich glaube. Aber dafür sind sie jetzt umso lauter: Gott, welch ein Verbrechen! Und wahrhaftig ein großes. Eines ist sicher: Wenn überhaupt etwas überflüssig ist auf der Welt wie nur was, dann sind das überraschte Experten. Und wenn ich bedenke, dass in den letzten 30 Jahren die Emissionen unserer Kraftfahrzeuge trotz explodierender Zulassungszahlen auf ein Drittel der früheren Gesamt- Emissionen zurückgegangen sind, frage ich mich allerdings, warum. Dass der Diesel von allen! „Umwelt“- Verbänden bis vor kurzem noch als leuchtendes Beispiel für Effektivität, niedrigen Verbrauch und unterdurchschnittlichen CO2 – Ausstoß frenetisch gefeiert wurde – wer fragt danach heute noch?

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Kommentare

Da lässt sich heute ein Kommentator los in unserer hiesigen Tageszeitung Westfälische Rundschau: „Ein Skandal mit vielen Facetten“ und „Jahrelang gab es Warnungen von Umweltschützern“. Wenn schon der Bürger wegen seiner Schlafmützigkeit kaum begreifbar ist – ich frage mich, was hat denn so ein Kommentator in seinem Job gemacht? Umweltschützer haben gewarnt? Hat der völlig verdrängt, dass z. B. der NABU sich gerade mit dem auffälligsten „Sünder“, dem VW- Konzern, öffentlich und geradezu lasziv im gemeinsamen Bett geräkelt und seinen Bettgenossen VW als „leuchtendes Beispiel einer umweltorientierten Konzernpolitik“ in den Himmel gehoben hat? Natürlich, der Deal hat sich gelohnt, extrem sogar, für beide Seiten; Millionen- Gagen sind da geflossen, und dem Absatz tat der Segen von höchster „Umwelt“- Autorität natürlich gut.

Wenn der gleiche Kommentator dann von Wertverlusten schreibt und fragt, „warum ein amerikanischer Kunde großzügiger behandelt wird als ein Autokäufer hier“, dann ist man vollends von der Rolle. Weiß der Mann, worüber er schreibt? Oder sagt er sich einfach nur: „Was immer du hier raushaust, kein Mensch fragt danach, was Du für einen Mist schreibst, solange Du rechtschaffen empört bist.“ Wie dem auch sei: Es liegt daran, lieber Kommentator, dass es die Amerikaner gerade einmal geschafft haben, sage und schreibe 1,5 % ihrer Hubraum- Boliden und CO2– Dreckschleudern durch sparsame Diesel zu ersetzen, nicht 40 und 50 %, wie es in Europa nicht zuletzt auf Druck der Umwelt- Verbände der Fall ist.

Hier jetzt die radikalen Maßstäbe der Amerikaner anlegen zu wollen – die Vorgehensweisen übrigens, die ja immer, wenn es gerade besser passt, dazu genutzt werden, das Bild vom „hässlichen Amerikaner“ zu malen -, das lässt schon auf einen erheblichen Realitätsverlust schließen. Denn wenn, wie sich ja gerade herausstellt, fast alle Hersteller ihre Dieselfahrzeuge auch nur zu 5.000 € zurücknehmen müssten, gäbe es die Autoindustrie in Europa nicht mehr. Was ja einen Zeitungsmenschen nicht so stört, der steht schließlich nicht am Fließband. Was ihn aber spätestens dann stören sollte, wenn Hunderttausende von arbeitslosen Autowerkern seine Zeitung nicht mehr kaufen können und er dann auch im Jobcenter in der Schlange steht.

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Nibelungentreue

Fakt ist. Nicht nur die Deutschen sind groß darin, selbst aufgerichteten Götzen und Größen bis zum bitteren Ende hinterherzulaufen, koste es was es wolle, unter hartnäckigster Verdrängung auch der schlimmsten Beweise, dass die Götzen alles andere als Größen sind und waren. Selbst dem „Führer“ wurde bis zuletzt und darüber hinaus konzediert, dass er von den allergrößten seiner vom ihm selbst befohlenen Verbrechen nichts ahnte. Die Kommunisten hielten bis zum Total- Zusammenbruch und darüber hinaus an ihren „Leuchten“ fest, Lenin, Stalin, Mao. Sie alle grandiose Massenmörder und ebenso grandios und erwiesen inkompetent zwar, aber eben Götzen. (Nur um hier eventuellen gespielten Ehrpusseleien und gerechter Empörung zuvorzukommen: Ich setze ausdrücklich keinen Grünen, nicht einen Umweltverband mit Hitler, Stalin und Konsorten gleich. Ich will nur die Gesetzmäßigkeiten deutlich machen, die allgemeingültig dahinter stehen, wenn Vernunft durch Ideologie und Kult ersetzt bzw. unlösbar damit verquickt wird. Wir haben ein sich eben entwickelndes Beispiel mit der Türkei gerade wieder vor Augen.)

Deutsche haben es geschafft, die „Umwelt“- Verbände auf diesen Sockel zu heben. Und die Verhaltensweisen sind die gleichen, siehe NABU und VW. Wer von Kompetenz reden möchte, sollte sich die Qualifikationen manches Führungspersonals ins Gedächtnis rufen. Alle aber gehen nach dem Motto vor: „Fordere! Fordere aggressiv!“ Denn das gibt Boni in der öffentlichen Wahrnehmung. Also fiel ein Grenzwert nach dem anderen in den Keller, so gut wie immer völlig ohne jede Begründung, par ordre du mufti. Die Politik, die ja beim gefrusteten Bürger immer am Pranger steht (außer den grünen Gutmenschen natürlich), spielte mit bei dem Spiel, hilflos getrieben, und grub sich sehenden Auges dabei das eigene Grab. Nicht nur, dass sie auch den krudesten Forderungen nachgab, statt endlich mal dagegen zu halten, nein, sie ließ es auch zu, dass daneben noch das Folterinstrument der Verbandsklage für jeden Hansel, der sich aus irgendeinem un- oder erfindlichen Grund Umweltschützer nennt, implementiert wurde. Was tummeln sich da für Typen, einige mit glatt grundgesetzwidrigen Ansichten und Zielen, auf jeden Fall aber mit klar gesetzwidrigem und offen eingestanden kriminellem Aktions- Schema. Kein Staatsanwalt fand und findet was dabei, die Politik schon mal gar nicht. Dafür steht sie, die Politik, jetzt permanent in der Ringecke und weiß nicht mehr, wie sie um Himmel Willen da heraus kommen soll, vor allem unsere Altparteien. Man darf an der Stelle übrigens auch gespannt sein, wie die FDP in Rheinland- Pfalz, die ja die letzten Jahre genau diese Missstände hier lebhaft beklagt hat, sich in wiedergewonnener Regierungsverantwortung zusammen mit Grünen und Roten gerieren wird.

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Die Grenzwerte

Ja die Grenzwerte. Was sind die Dinger praktisch! Wenn aus entsprechender Ecke der Republik die Notwendigkeit eines Befreiungsschlages gesehen wird, z. B., wenn massive Interessen- Kollisionen und Schlimmeres bei Umwelt- Verbänden, die ja zu Recht auch immer im Zusammenhang mit den Grünen gesehen werden, zu Tage treten wie jetzt bei der katastrophalen Windmühlerei, dann ist es ein Leichtes, davon abzulenken, wenn man als Folterinstrument Nachweismöglichkeiten von Schadstoffen im mittlerweile molekularen Bereich hat. Freie Auswahl, denn was haben wir da nicht alles: Uran im Trinkwasser? Kein Problem. Blei in Seeadlern? Was immer gewünscht ist. Glyphosat in der Muttermilch? Da darf´s dann ein Viertelchen mehr sein.

Obwohl gerade die Glyphosat- Attacke mitsamt ihrem Angriff auf die deutsche Muttermilch, diesmal leichtsinnigerweise direkt von den Grünen initiiert, sich als grandioser und hoch peinlicher Flopp erwiesen haben. Aber es war so verlockend, das mal ohne die sonst übliche Hilfe der Subversions- Experten von NABU oder BUND zu starten, mal beweisen zu können, wir können das auch. Vor allem, weil es sich so bombastisch anhört: Nanogramm in Muttermilch!! Da kann man sicher sein: Beim Bürger kommt das an. Zunächst mal das Wort „Gramm“. Das kennt er, und besser noch das Kilogramm; „Muttermilch“ sowieso. Wenn irgendetwas in Deutschland noch mehr kognitive Brisanz hat als diese beiden Vokabeln für sich, dann die Kombination aus beiden. Nanogramm in Muttermilch!  Das Wort „Nano“ (altgriechisch „nanos“ = Zwerg) allein dagegen weniger, das geht unter. Damit das nicht so bleibt, will ich hier mal einen greifbaren Vergleich zu einem gut vorstellbaren und gängigen Längenmaß geben, den Erdumfang am Äquator (41.000 Kilometer):

Will ich 50 Nanogramm Schadstoff, das sind 50 Billionstel Kilogramm, in einem Kilogramm eines anderen Stoffs finden, müsste ich im Vergleich dazu einen ganz bestimmten halben Millimeter (genau: 0,41 mm) auf dem Erdumfang am Äquator finden. Viel Spaß beim Suchen.

Nur: Bei der Schadstoff- Analyse sind die Möglichkeiten mittlerweile so ausgefuchst und genau, dass das überhaupt kein Problem mehr ist. Ein ehernes Gesetz aber ist: Alles, was möglich ist, wird auch gemacht. Im Nanogramm- Bereich liegen daher mittlerweile allen Ernstes viele der geforderten Grenzwerte. Da kann man dann weiter von Gefährdung reden, wenn man will. Aber nicht, wenn man seriös bleiben will. Und bei Glyphosat ist die Wissenschaft sich bisher noch nicht mal einig, ob das Zeug für Säugetiere und damit für uns überhaupt schädlich ist; bisher jedenfalls gibt es dafür keinen belastbaren Nachweis. Unsere Insektenwelt allerdings gibt da anscheinend mehr Anlass zur Sorge.

Es war auch jedem Fachmann bei den meisten aller neuen Grenzwerte wo auch immer klar, dass sie ernsthaft nicht eingehalten werden konnten, auch und vor allem die Grenzwerte bei den Abgasen unserer Autos nicht. Es sei denn, man schaut nicht so genau hin. Und genau das ist die letzten 40 Jahre geschehen. Es wurden immer neue Werte gesetzt, und es hat sich ja auch einiges getan, s. o.: Trotz Vervielfachung der Tonnen- und Personenkilometer eine Verringerung der Gesamt- Emissionsbelastung um mehr als den Faktor 3 !! Aber was soll´s? Das Geschäft mit dem Alarm und der Hysterie der Bevölkerung muss schließlich laufen. 1)

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Ja, die Autos.

Es war immer ein offenes Geheimnis, dass wir uns alle augenzwinkernd in die Taschen lügen. Warum auch nicht? So wehrt sich halt der kleine Mann auf der Straße, wenn er das Gefühl hat, mit Vernunft bei „denen da oben“ nicht mehr rechnen zu können. Motto: Lass´ die weiter ihre Spielchen spielen, wir hier leben im wirklichen Leben. Es ist ja niemandem auch nur irgendetwas geschehen. Wer will das Gegenteil behaupten?

Ich weiß, ich weiß, die vielen Tausend künstlich hergestellten Statistik- Toten. Die werden mit abstrusen Algorithmen errechnet, Avatare, aber höchst lebendig. Wobei die Grunddaten, die den Algorithmen zugrunde liegen, noch dazu fast beliebig auswählbar sind. Dann werden die damit errechneten Eventualitäten einfach als feste Größen postuliert, dazu noch oft in abstruse Zusammenhänge und Abhängigkeiten voneinander gebracht, manchmal sogar bewusst manipuliert und fehlinterpretiert. Es gibt dabei so idiotisch einfache Bescheißereien wie z. B. die nur ausschnittsweise Darstellung und maßstäbliche Verzerrung von Grafiken, Darstellung des Hockey-Schläger- Effekts und Hunderte mehr an Methoden und Methödchen. Allesamt bekannt, von Fachleuten und Kennern der Materie wie Walter Krämer, Gerd Gigerenzer, Thomas Bauer, Dirk Maxeiner, Michael Miersch, Andreas Möller u. a. wird seit vielen Jahren auf diese miesen statistischen Tricks (Krämer, Gigerenzer, Bauer mit ihrer Forderung nach Risikokompetenz) und grünen Finten (Maxeiner, Miersch, Möller) hingewiesen und aufmerksam gemacht – allein, es nimmt kein Mensch zur Kenntnis, noch nicht mal Politiker und Parteien.

Da darf man sich dann nicht wundern, wenn man sich mittlerweile derart eingeschnürt hat in die selbstgestrickte Zwangsjacke, dass so gut wie jede Reform, jeder Versuch einer Kehrtwende und sogar die Verabschiedung einfachster Gesetze von vornherein aussichtslos scheinen: Es darf geklagt werden. Wie heutzutage Gesetze gemacht werden, sieht man ja immer wieder, bei jedem Urteil eines Landesverfassungs-, vor allem des Bundesverfassungsgerichts: Dort nämlich werden mittlerweile Gesetze geschrieben. Die letzte Blamage ist gar nicht lange her, am 20. April hat es geklatscht.

Der Grund für solche Blamagen ist nicht unbedingt schlechter Wille, sondern meist Abgehobenheit und Unvermögen, im Gleichschritt mit schlichter Überforderung.

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Paternalistik pur

Bleiben wir bei diesem Einschnüren, dem Stricken an der eigenen Zwangsjacke. Der wahre Grund liegt im paternalistischen Denken zunächst der Roten. Allerdings sind die Grünen dankbar auf den Zug aufgesprungen und jetzt die führenden Gutmeiner: „Macht Euch keine Sorgen, wir regeln das für Euch.“ Man könnte das auch so ausdrücken: „Ihr seid eh zu dämlich dazu …“ Und man lässt sie machen …

Im Zuge dieser „Fürsorge“ wird dann auch gleich mit am System Gesellschaft herumgedoktert: Hier ein Gesetz, da eine Verordnung, hier eine Einschränkung, da eine Quasi- Enteignung. Wenn es dann – unweigerlich – zu Störungen kommt, weil man die einen Komponenten generös unterschlagen hat, die anderen schlicht nicht kannte, diese sich aber prompt und verlässlich zu Wort melden und eben zu Störungen im System führen: Dann folgt nicht etwa eine Rücknahme des Unsinns. Nein, es gibt gleich noch ein Gesetz, obendrauf. Das heißt dann typischerweise „Gesetz zur Vereinfachung des Gesetzes vom“ oder so ähnlich. Schon mal ist auch von „Klarstellung“ die Rede, „Durchführungsverordnung“ ist auch so eine berühmte Nebelkerze. Überall ist Tanaland. 2)  Ich meine, wenn ein Gesetz kurz nach seiner Verabschiedung schon eine Durchführungsverordnung braucht, sprich eine Gebrauchsanweisung – welchen Beweis brauchen wir dann noch, um zu bemerken, dass in unserem Staat schon seit vielen Jahren gewaltig was schief läuft?

Wo waren wir? Ach ja, bei „für jeden Einzelfall ein eigenes Gesetz“. Obwohl einem da einiges an Spaß entgeht: Man braucht gar nicht so viele und dicke Bücher zu lesen wie die von Gerhard Schulze, Walter Krämer, Gerd Gigerenzer, Dietrich Dörner 3), allesamt Wissenschaftler, die sich hoch kompetent und fesselnd mit diesen Phänomenen beschäftigen. Schon 1977 hat Arthur Bloch 4) Murphy´s prägnante und knapp formulierte Erkenntnis öffentlich gemacht:

Man kann nichts idiotensicher machen – Idioten sind einfach zu einfallsreich.

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Und jetzt?

Ja, was tun? Wenn wir eh schon nichts erreichen mit diesem hysterischen Aktivismus, wie einem ja mittlerweile dämmern muss? Gute Frage.

Wie wär´s denn, wenn wir mal den umgekehrten Weg gingen und die Dinge vereinfachten, unser Leben entwirrten, die Systeme auf deutlich weniger Komponenten reduzierten, transparenter machten und, wie früher, auf die Findigkeit und Eigeninitiative der Leute setzten, wenn´s mal ein bisschen knirscht? Dann blickte endlich auch mal der Normalbürger wieder durch, er könnte durchatmen, sich wieder zurechtfinden in seiner Umgebung, neuen Lebensmut schöpfen. Die Psychotherapeuten könnten endlich wieder mehr golfen gehen statt wegen chronischen Burnouts die Sofas ihrer Berufskollegen zu blockieren, und wir alle müssten nicht so hirnrissige Diskussionen führen wie z. B. über Wildkameras im Wald und die Verletzung der Persönlichkeitsrechte Notgeiler, die sich ausgerechnet an der Schweinekirrung mittags mit der Sekretärin in die Dickung einschieben müssen und dabei gefilmt werden. (Soll so passiert sein!)

Oder jetzt akut in NRW, vor dem Hintergrund der Terror- Anschläge, wo die Polizei jetzt nach wochenlangem Gezerre völlig entnervt und resignierend die Flügel streckt vor dem Gesetzeswust und im ganzen Land NRW erstaunliche fünf!! Video- Überwachungen im öffentlichen Raum installieren darf. Für „Blitz- Marathons“ allerdings gibt´s  jede Mengen an Ressourcen und, vor allem, keinerlei Bedenken in Bezug auf „Verletzung von Rechten am eigenen Abbild“. Sagt der Boss, der Jäger. Kein Jäger, der heißt nur so, ansonsten ist er Sozialdemokrat, teflonbeschichtet, beliebig und geschmeidig in der Argumentation. (Was waren das für Zeiten, als es bei denen noch Typen wie Farthmann und Matthiesen gab!) Und er weist weit von sich, dass dieser Widerspruch dadurch entsteht, dass man eigentlich nur die Landeskassen auffüllen will. Kritiker meinen nämlich, man könnte solche Ressourcen sinnvoller z. B. zur Vermeidung dieser explodierenden Wohnungseinbrüche verwenden. Davon wollen sie aber nichts hören, Jäger und seine Chefin. Andererseits sollen sie flächendeckend für Sicherheit sorgen, die Polizisten. Einen leichten Job haben die wahrhaftig nicht.

Es ist schon so: Wir Bürger haben uns mittlerweile vollständig eingeschnürt bzw. einschnüren lassen in die selbstgestrickten Zwangsjacken, weil wir schlicht nachlässig und dämlich waren, Motto: Lass´ die Spinner doch machen! Ich hab´ Wichtigeres zu tun! Das Ergebnis ist, dass wir uns heute an jeder Ecke selbst im Weg stehen, Eigeninitiative, Idealismus, persönliche Freiheit und die Lust am Leben werden systematisch abgewürgt. Sicher, es gibt einige, die bestens mit diesem Chaos leben. Man kann auch bestens Geschäfte damit machen. Wie heißt das so schön? Ius sapientibus scriptum est. Das Recht ist für die geschrieben, die sich damit auskennen. Was dann der Fall ist, wenn man sich hochbezahlte Berater leisten kann. Dann kann man Briefkastenfirmen in Panama, Delaware oder in der Karibik gründen.

Es hat schon Anläufe zur Vereinfachung und Entwirrung gegeben: Friedrich Merz mit seinem 3- Säulen- Steuermodell von 2003, Paul Kirchhoff im Wahlkampf von 2005 mit seinem schlanken Steuergesetzentwurf – beide abgewürgt und zerrieben im hoch komplexen Polit- Betrieb. Denn da gibt es eine Menge an Leuten, die jede Menge zu verlieren haben – die nämlich, die davon leben, diesen ganzen abstrusen Mist zu verwalten und am Leben zu erhalten. Und die, die sich auskennen und die Schlupflöcher kennen.

Entrümpeln ist die Devise, sonst landen wir in gar nicht ferner Zukunft in einem weiteren dunklen Zeitalter (für die Anglophilen: dark age) wie schon zwischen 1200 und 800 vor Christus oder der Nach- Antike. Wer will das schon? Damals ist alles zusammengebrochen, Handel, Verkehr, Infrastruktur, Kulturen und Techniken, ja sogar die Schrift und Schreibkultur ging zum Teufel. Das musste alles wieder mühsam neu erfunden werden, inclusive Homer (Antike) und Steuern (frühes Mittelalter). Heute wäre für viele Zeitgenossen wohl der größte Horror, wenn facebook von jetzt auf gleich abkackte. Aber auch die kriegt man wach, wenn man ihnen sanft die Augen öffnet, dass sich dann Ihre Renten- und Pensionsansprüche in Luft auflösen. Das sind dann wirklich Probleme.

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Fazit

Und was hat das Ganze jetzt, wie in der Titelzeile angekündigt, mit der Jagd zu tun? Nichts – und alles.

Wenn ich an Abgaswerte und die kommende und schon angekündigte „Katastrophe“ Feinstäube denke, nichts. Ich lebe einfach unbeirrt weiter und denke nicht ans Ersticken, warum auch? Haben meine Eltern und meine Großeltern trotz damals vielfach höherer Belastung nicht getan, ich sehe trotz sorgfältiger Beobachtung seit Jahren nicht einen einzigen Passanten mit akuten Erstickungssymptomen umsinken. Und wenn ich mir ein Feuer im Wald oder bei der Elchjagd anmachen will, mache ich das einfach weiter, Feinstaub hin, Feinstaub her. Ich habe aber auch zu Hause bei meinem Grundofen kein Problem damit. Das klappt ja auch schon seit Jahrhunderttausenden bestens, was sollte daran auf einmal schlecht sein? Nur weil es eine Randgruppe von gewerblich interessierten Alarmisten gibt, die zwar klein, aber dafür außergewöhnlich laut ist? I have had worse. Ich hab´ Schlimmeres überstanden.

Aber wenn ich die Reguliererei und Bevormunderei  sehe, dazu noch völlig inkompetent und widersprüchlich, dann sehe ich sehr wohl Berührungspunkte zur Jagd, zum Waffenrecht. Und dann betrifft mich alles. Wir sollten viel empfindlicher werden: Was den Waldbauern trifft und betrifft, geht uns sehr wohl an. Was den Bauern trifft und betrifft, den Imker, den Fischer und Angler, auch. Sogar das, wie man sieht, was z. B. VW angeht. Überall hat sich, egal ob auf Bundes- oder Landesebene, mittlerweile so viel grün- roter Ideologie- Müll angesammelt, dass man es gar nicht mehr glauben kann, vor allem findet sich kein Schwein mehr durch.

Jetzt hat sich anscheinend ein militant hoplophober Legalwaffen- Gegner durchgekämpft bis zum Richter am Bundesverwaltungsgericht. Militant friedensbewegt, kann man annehmen. (Ein Oxymoron, weiß ich, aber ich finde das so treffend!). Dementsprechend sehen da neuerdings die Urteile aus. Null- Promille- Grenze bei Waffenhandhabung ist so eine Geistesleistung. Man sollte vor dem Hintergrund mal regelmäßige Montagsmorgens- Kontrollen in Polizeiwachen und Kasernen anregen. Wenn ich am Sonntagabend vorher nur fünf Bier getrunken habe, kann von Null Promille am frühen Montagmorgen ja wohl keine Rede sein. Vor allem bei akuter Gefahr im Verzug, so was meldet sich ja üblicherweise nicht beamtenmäßig an, müssten Soldaten im Kriegsfall, Polizisten bei Terror- Attacken, aber auch Jäger z. B. bei Wildunfällen fürderhin den Bescheid erteilen: „Das tut mir jetzt unendlich leid, gestern Bier gehabt.“ Jeder stirbt eben für sich alleine. Vor allem der Verstand.

Auf der anderen Seite allerdings sind völlig ungestört ganze Truppen an illegalen Waffentransportern in Deutschland unterwegs, Kalaschnikows, Panzerfäuste, Zentner von Plastiksprengstoff, Sprenggürtel von Armani für die modebewusste Selbstmord- Attentäterin, alles ganz offen im Leih- Sprinter auf dem Weg vom Balkan nach Frankreich oder Belgien. „Die tun nix?“ Oder einfach nur: „Na ja, lass´ sie doch?“

Die gleichen „Experten“ aber, die diesen Skandal völlig ungerührt akzeptieren, kommen Nacht für Nacht nicht in den Schlaf ob der Sorge, dass meine Frau eventuell mitgekriegt haben könnte, wo ich als legaler und damit völlig unbescholtener Waffenbesitzer den Schlüssel zu meinem Waffenschrank verstecke.

Also, ich persönlich glaube, wir leben schon lange im permanenten Störfall. Nur wird der mittlerweile schon als Normalfall wahrgenommen. Aber wir sind ja hart im Nehmen. Jäger sowieso. Wenn man die Gesetzmäßigkeiten erkannt und analysiert hat, dann weiß man: Gelassenheit ist das Gebot der Stunde. Und zähes Arbeiten daran, dass endlich mal wieder Normalzustände herbeigeführt werden.

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Kirchveischede, 23. April 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Man glaubt gar nicht, was es da alles gibt: Trotz völliger Entwarnung durch das Umweltbundesamt gibt es Tests des Trinkwassers auf Uranbelastung zu kaufen, für 49,90 € incl. Analyse, zzgl. Versandkosten. (https://www.wassertest-online.de/Uran-Wassertest::212.html?gclid=CjwKEAjwuuy4BRCvs43g9fX9mz4SJACiYydP8pOC5yvbvC4rTfY6EMxesNeiH5NKWg32TqxQCRuAPBoCDV3w_wcB). 

Und Marie rechts bedankt sich artig. Davon gibt´s noch etliche Beispiele, ein Beweis, wie abgezockt und pervers mittlerweile das Geschäft mit der Angst läuft.

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 2) http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41496567.html

3) „Meines Erachtens ist die Frage offen, ob „gute Absichten + Dummheit“ oder „schlechte Absichten + Intelligenz“ mehr Unheil in die Welt gebracht haben. Denn Leute mit guten Absichten haben gewöhnlich nur geringe Hemmungen, die Realisierung ihrer Ziele in Angriff zu nehmen. Auf diese Weise wird Unvermögen, welches sonst verborgen bliebe, gefährlich, und am Ende steht dann der erstaunt- verzweifelte Ausruf: „Das haben wir nicht gewollt!“

Ist es nicht oft gerade das Bewusstsein der „guten Absichten“, welches noch die fragwürdigsten Mittel heiligt? Den Leuten mit den „guten Absichten“ fehlt auf jeden Fall das schlechte Gewissen, welches ihre Mitmenschen mit den schlechteren Absichten vielleicht doch manchmal ein wenig am Handeln hindert. Es ist oft gesagt, aber selten gehört worden, dass der abstrakte Wunsch, allen Menschen das Paradies zu bereiten, der beste Weg zur Erzeugung einer konkreten Hölle ist. Das hängt mit den „guten Absichten“, die auch ohne jede Kompetenz zum Handeln antreiben, eng zusammen. (Denn das Gute muss natürlich durchgesetzt werden, koste es, was es wolle).“  – Dietrich Dörner, „Die Logik des Mißlingens“, Rowohlt 1992, S. 16 

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4) Arthur Bloch, „Der Grund, warum alles schiefgeht, was schiefgehen kann“ (Murphy´s Gesetz), 1977, Goldmann- Verlag

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Das deutsche Waffenrecht und die Jagd

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Das deutsche Waffenrecht – eine ewige Baustelle. Und, wie das in Deutschland so ist, auch jeder Modeströmung, jedem Hype ausgeliefert. Mit deutscher Gründlichkeit eben. Der heutige Normalbürger (denn das war nicht immer so!) assoziiert mit dem Begriff „Waffen“ zunächst einmal Krieg und Gewalt, die Negativ- Begriffe überhaupt; was könnte es Schlimmeres geben? Dann folgen, in gefühlt dieser Reihenfolge, Polizei, Verbrecher, Mord, Totschlag, Jagd, Sportschützen, Schützenvereine.

Das Verhältnis des modernen Menschen zu Waffen jedenfalls ist zwiespältig. Zum einen üben sie unzweifelhaft eine seltsame Faszination aus, die ich für angeboren halte, auf Männer meiner Meinung nach deutlich mehr als auf Frauen. Ich will hier nicht nach den Gründen dafür tauchen, überlassen wir das den Psychoanalytikern; uns reicht es, wenn wir´s wissen. Man ist auch stolz darauf, dass deutsche Schießsportler in internationalen Wettbewerben in allen Disziplinen ganz vorn mitschießen. Unsere Nachbarn sehen das wohl ebenso. Vor allem bei Jagden in Osteuropa, in Russland habe ich die Erfahrung gemacht, dass man als deutscher Jäger automatisch für einen Kunstschützen gehalten wird. Und dass ein Deutscher mit seiner deutschen Qualitätswaffe gar vorbeischießen könnte, wird für nahezu unmöglich gehalten.

Auf der anderen Seite: Menschen, die Waffen führen (dürfen), werden in Deutschland grundsätzlich misstrauisch beäugt, mit Ausnahme von Polizei und Bundeswehr vielleicht. Man scheint es in weiten Teilen der Bevölkerung für eine Tatsache zu halten, dass der Besitz von Waffen als zumindest mittelbare Folge Gewaltexzesse nach sich zieht. Kinder in Schützenvereinen – ein Sakrileg in diesen Kreisen. Ja es reicht sogar schon, dass sie sich virtuell mit den Dingern beschäftigen (die so genannten „Ballerspiele“) oder sie nur anschauen, um sicher sein zu können, dass man ein kleines Monster heranzieht.

Auch das war nicht immer so. Als Kinder spielten wir Indianer, mit Flitzebogen, mit Bakelit- Spielzeugwaffen und Gummidolchen, und wir meuchelten uns dabei mit ausgesuchter Grausamkeit dahin – unsere Mütter sahen strickend und plaudernd dabei zu. Niemand von uns, nebenbei bemerkt, ist im späteren Leben je straffällig, geschweige denn durch körperliche Gewalt auffällig geworden. Wir (ich bin Jahrgang 1951) gingen als 12- Jährige mit voller Billigung unserer Eltern in den Schützenverein, schossen neben Luftgewehr ab dem 14. Lebensjahr Kleinkaliber (.22 lfb). Wir nahmen an Wettkämpfen teil, nahmen die Waffen auch mit nach Hause. Niemals ist jemals irgendetwas passiert, und hysterische Helikopter- Eltern waren damals noch völlig unbekannt. Langwaffen waren für Erwachsene frei erwerblich; ich erinnere mich, dass ich für 50,00 DM eine einschüssige Kleinkaliberbüchse gekauft habe; als Altersnachweis wurde mein Führerschein Klasse 3 akzeptiert. Und es waren keine Wildwest- Verhältnisse damals, im ganzen Gegenteil.

Erste Anzeichen

Irgendwann drehte sich das Bild, und zwar nach meiner Rückschau tatsächlich ab Ende der 1960-er- Jahre mit dem damaligen Aufkommen der organisierten Bürgerbewegungen. Es bildete sich die Friedensbewegung (make love, not war), die Naturschutzbewegung. Die Grenzen waren fließend, die Aktivisten kamen fast vollständig aus dem Bildungsbürgertum bzw. deren Nachwuchs. Die Friedensbewegung wurde nach und nach vom Naturschutz absorbiert und gab ihr Eigenleben auf, existierte aber wirksam sozusagen als Hintergrundrauschen weiter.

In dem Maße, in dem diese Bewegungen langsam an Einfluss gewannen, wuchs ihr Selbstbewusstsein, parallel dazu auch die Tendenz ihrer Anhänger, ihre Wertvorstellungen zunehmend aggressiv nach außen zu tragen, generell verbunden mit dem Gestus der eigenen moralisch- ethischen Überlegenheit. Man machte scharf gegen Krieg und Gewalt im Allgemeinen – was ja grundsätzlich begrüßenswert ist, aber eben nicht als Einbahnstraße gesehen werden kann. Die Älteren haben noch die Hasstiraden in Erinnerung, die Helmut Schmidt damals mit seiner Pershing- Nachrüstung hervorrief. Waffen jedweder Art, eigentlich nur ein Klumpen toter Materie, wurden seltsam folgerichtig ein Symbol für Hass und Gewalt in der Welt, und nicht nur das: In diesem Weltbild führen die Dinger sozusagen ein beseeltes Eigenleben, das des personifizierten Gewaltpotentials und potentieller Mordlust nämlich,  mit augenblicklichem Überspringen dieser bösartigen Eigenschaften auf den Träger von Waffen, sobald direkter körperlicher Kontakt stattfindet.

Damit gerieten natürlich alle gesellschaftlichen Gruppierungen, die mit Waffen umgingen, ins Visier: Folklorevereine wie die der bayrischen Gebirgsschützen, Schützenvereine, Sportschützen und, natürlich, auch Jäger. Militant Friedensbewegte forderten sogar die sofortige Entwaffnung der Bundeswehr und Polizei, im vollen Vertrauen darauf, dass die Sowjets ja dann, mitten im damaligen im Kalten Krieg, freiwillig nachziehen würden, die Kriminellen im Mikrokosmos auch.

Nach einiger Zeit verloren diese Militanten an Boden, ein gewisser Realismus setzte sich durch in der Szene. Als politisches Forum der Bewegung etablierten sich die Grünen in den Parlamenten. Noch heute ist nahezu jeder Grüne auch Mitglied in zumindest einem der aus dieser Bewegung entstandenen Verbände wie etwa NABU und BUND. Gleichwohl ist der unterschwellige Gestus der Gewalt- und Waffenfreiheit bzw. die unbedingte Gleichsetzung beider Begriffe (Waffen = Gewalt) nach wie vor und unbedingt wirksam. Das in Verbindung mit der tiefen Überzeugung, dass man alles per Gesetz regulieren könne, hat den Grünen sehr schnell den Nimbus der Verbotspartei eingebracht; lange schon vor der unsäglichen „Veggie-Day“- Diskussion drückte es der Satiriker und Essayist Wiglaf Droste mit dem Bonmot aus: „“Richtig glücklich ist ein Grüner erst, wenn er anderen etwas verbieten kann“. Und als Motiv der beklagten Verbotsorgie unterstellte man dann von anderer Seite, fast noch bissiger: „Was ich nicht kann, nicht will, nicht brauch´, verbiet´ ich ander´n einfach auch.“ Was man ja auch als Unterstellung von unterschwelligem Neid als eigentlichen Antrieb werten kann.

Die Treibjagd beginnt

Zunächst konzentrierten sich die Aktivitäten ausschließlich auf den Schutz von Umwelt und Natur, und es gab ja auch einiges zu tun: Verdreckte Gewässer, verdreckte Luft, Vergeudung von Ressourcen, das alles war Tatsache. Der Grund: Noch in den 50-er Jahren hatte der sichere Arbeitsplatz absolute Priorität in allen Köpfen, niemand wäre auf den Gedanken gekommen, eine Industrie- Ansiedlung zu verhindern, weil einige Hektar Ackerboden versiegelt wurden, weil man vermutete, dass sich irgendwo ein Feldhamster herumtrieb. Niemandem wäre eingefallen, ein teures Klärwerk zu bauen und wegen der damit entstehenden Kosten seine Absatzchancen am Weltmarkt zu verschlechtern. Das wäre für uns, ich stamme aus dem Ruhrgebiet und aus einer alten Bergmannsfamilie, undenkbar gewesen.

Aber mit dem steigenden Wohlstand geriet der Naturschutz auf den Schirm, und zwar zunächst beim gutsituierten Mittelstand, bei Beamten, Angehörigen des öffentlichen Dienstes. Arbeiter und Industriegewerkschaften waren noch in den 60-er Jahren die erbittertsten Gegner der Naturschutzbewegung, aus schlichter Angst um ihre Arbeitsplätze. Spätestens mit der Krise der Schwerindustrie und parallel zum Aufstieg des Mittelstandes und der Naturschutzbewegung allerdings verloren sie rapide an Einfluss.

Schnell wurde den sich formierenden Umwelt- und Naturschutzverbänden auch klar, dass man nur mit Hilfe des städtischen Wählers reüssieren konnte, denn erstens trat in den Ballungsräumen die Umweltzerstörung besonders heftig zutage, und zweitens gab es bereits damals weit mehr Städter als Landbevölkerung. Vor allem aber war die Stadtbevölkerung leichter manipulierbar, weil eben viel naturferner als die Ländler. Es setzte eine beispiellose Infantilisierungs- Kampagne ein, die Verdisneysierung der Natur, wie ich das nenne: Der Mensch als Symbol des Bösen, des Zerstörerischen auf der einen Seite. Die sprechende, edel gesinnte, allweise oder schlicht süße, tiefsinnig philosophierende Tierwelt auf der anderen Seite. Der Tod wurde strikt ausgeblendet, denn Mutter Natur regelt alles völlig gewaltfrei und zum gemeinsamen Segen aller. Das alles wurde in pastellfarbenen Tönen gemalt und an die Wände gehängt, bei strikter Verwendung des Kindchen- Schemas.

Mit diesem Weltbild vertrug sich nun die Wirklichkeit nicht, und schon mal gar nicht die Jagd. Jäger töten. Jäger jagen zwar nicht, um zu töten, aber sie töten, um gejagt zu haben, wie Ortega y Gasset das in seinen „Meditationen über die Jagd“ formulierte. Und alle tierischen Mitjäger empfinden diese Lust an der Tätigkeit „Jagd“ auch. Wie anders sollte man das Verhalten der gerade satt gefütterten Katze erklären, die nichts Eiligeres zu tun hat, als sich draußen vor ein Mauseloch zu setzen und in völliger Versunkenheit stundenlang auf die arme Maus zu lauern? Mit Hunger bestimmt nicht. Aber das Disney- Weltbild musste konsequent bedient werden. Und damit begann die direkte Konfrontation mit der Jagd.

Das Waffenrecht als Verbotsinstrument

Es ging also zunächst gar nicht um Waffen, es ging um die Jagd, um die Erhaltung eines lukrativen Geschäftsmodells, um Einfluss und Macht, die alleinige Deutungshoheit über Umwelt und Natur. Nun ist die Jagd bis heute in mehr als 80 % der bundesdeutschen Köpfe grundsätzlich positiv besetzt, Umfragen belegen das immer wieder. Also verbot sich eine totale Konfrontation mit der Jagd, das hätte Stimmen gekostet, auf die die Grünen und ihre Basis- Verbände als damalige ewige 5 % – Partei dringend angewiesen waren. Auf der anderen Seite mussten unbequeme Konkurrenten ausgeschaltet werden, denn auch die Jäger beanspruchen für sich, mit vollem Recht, ihre Eigenschaft als Naturschützer. Die mittlerweile aufgerissenen Gräben aber waren nicht mehr zuzuschütten.

Hier begann dann das Spiel mit dem Waffengesetz, und das erwies sich als geradezu ideales Instrument – bediente es doch, neben dem Ziel der alleinigen Verfügungsgewalt über Umwelt und Natur in Deutschland, auch die noch vorhandenen friedenspolitischen Instinkte der Szene. Und es erwies sich als besonders wirkungsvolles Störmittel: Jeder Vorfall, jeder Todesfall durch Waffen wurde auf Druck vor allem der Grünen, dann auch der Linken zum Anlass genommen, das Waffenrecht für legale Waffenbesitzer und damit eben auch für Jäger zu verkomplizieren, meist mit den hanebüchensten Begründungen, immer aber mit massiven Auswirkungen auf die jagdliche Praxis. Ohne jede Auswirkung auf die damit angeblich angestrebte Erhöhung der öffentlichen Sicherheit natürlich, das liegt auf der Hand, denn das wirkliche Problem, die illegalen Waffenbesitzer, erreicht man mit keinem noch so drakonischen und komplizierten Gesetz. 1)

Dass die mit legalen Waffen begangenen Straftaten lediglich im Promillebereich liegen, darunter so gut wie keine aus Jägerbeständen, wurde und wird dezent unerwähnt gelassen. Es gibt etliche Beispiele in all den Jahren, dass Polizisten mit ihren Dienstwaffen straffällig wurden, bis hin zum Mord. Es wäre wohl vollständiger Irrsinn, wegen einiger weniger Ausnahmen unsere gesamte Polizei zu entwaffnen zu wollen – bei den Sportschützen aber wird´s ernsthaft versucht, und die Jäger werden gleich mit kujoniert. Natürlich, ich höre es schon, die monströsen Amokläufe von Erfurt, von Winnenden. So tragisch und unendlich traurig diese Tragödien auch waren – sie hatten ihre Ursache mit Sicherheit nicht im bestehenden Waffenrecht, sondern im jahrelangen Vorbeisehen an tatsächlicher oder vermeintlicher Zurücksetzung und Verletzung des Egos ernsthaft gestörter, narzisstischer junger Männer, und zwar von ihrem gesamten sozialen Umfeld, Familie und Schule eingeschlossen: Sie bzw. ihre Probleme wurden nicht beachtet (Eltern), sie waren ausgestoßen und wurden gemobbt (Schule), eine Tatsache, die in der darauffolgenden Schockdebatte vollständig ausgeblendet wurde; um Himmels Willen den Opfern keine Mitverantwortung zuweisen, das könnte „gerechte“ Empörung auslösen. Wie dem auch sei: Solche Vorfälle, also viele Tote anlässlich nur eines Schadensereignisses wie eines Amoklaufs, eines Flugzeugabsturzes 2) lassen sich geradezu perfekt für das Ziel instrumentalisieren, große Emotionen in jede gewünschte Richtung zu lenken – und gleichzeitig gesunden Menschenverstand und Realismus komplett in den Hintergrund zu schieben.

Auswirkungen auf die Jagd

Ich kann mich noch gut an meine ersten Jagdjahre im Sauerland erinnern. Nach der Gesellschaftsjagd hingen 20, 30 Drillinge und Flinten an den Kleiderhaken in der Gaststätte, bei vollem Publikumsverkehr. Niemand nahm Anstoß daran, niemals passierte auch nur irgendetwas. Man fuhr mit der unterladenen Waffe auf dem Rücksitz oder über der Schulter ins Revier. Wurde es nötig, eine Waffe zum Büchsenmacher zu bringen, brachte nicht selten die Ehefrau sie hin. Nach der damaligen gesetzlichen Definition transportierte sie sie, sie führte sie nicht, und damals setzte der Gesetzgeber anscheinend noch so viel Vertrauen in den mündigen Bürger, dass niemand daran Anstoß nahm. Es gab auch keinerlei Zwischenfälle und Beanstandungen, in all den vielen Jahren nicht.

Heute aber „führt“ jemand eine Waffe schon, wenn er die tatsächliche Verfügungsgewalt über sie hat, ganz egal, ob sie funktionstüchtig ist, geladen ist oder ob überhaupt Munition in erreichbarer Nähe ist. Auch wenn er damit Nägel in die Wand schlägt. Da nur ein „Berechtigter“ im Sinne des Waffengesetzes eine Waffe führen darf, macht sich ein Nichtjäger also strafbar, praktischerweise der berechtigte Waffenbesitzer gleich mit: So etwas führt bei ihm automatisch zur Unzuverlässigkeit im Sinne des Waffenrechts, damit zur Aberkennung der Berechtigung zur Führung von Jagdwaffen für mindestens fünf Jahre und automatisch zur Entziehung des Jagdscheins. Verhältnismäßigkeit kann ich das nicht nennen.

Waffen dürfen, das unterstütze ich und habe es von Anfang an so gehalten, schon allein wegen des oft erheblichen Werts, nur noch in zertifizierten Waffenschränken aufbewahrt werden. Aber es darf niemand anderem der Zugang dazu ermöglicht werden, und dabei reicht es schon, dass z. B. die Ehefrau weiß, wo der Schlüssel aufbewahrt ist. In einem Land, in dem die Ehe, auch ein gegenseitiges Treue- und Vertrauensbündnis, unter grundgesetzlichem Schutz steht, wird also verlangt, der eigenen Frau, dem eigenen Mann zunächst einmal grundsätzlich das Allerschlimmste zu unterstellen, bis hin zu eventuell geplantem Mord.

Transport oder Führen einer Waffe

Welche Stilblüten die Sache hervorbringt, zeigt sich in den weiteren Ausführungsbestimmungen. Fahre ich z. B. mit einer Waffe zum nächsten Schießstand, hat sie nicht zugriffsbereit in einem verschlossenen Behälter transportiert zu werden. Es ist ausdrücklich erlaubt, dazu die üblichen schaumstoffgepolsterten Weichplastik- Etuis zu benutzen. Aber der Reißverschluss, mit dem die Dinger geschlossen werden, muss mit einem Vorhängeschloss verschlossen sein. Das nötigt einem schon Respekt ab: Jeder Dieb, der die Waffe stehlen will, braucht nichts anderes als ein einfaches Teppichmesser und ca. 30 Sekunden Zeit, um mit dem Problem fertig zu werden. Wenn er nicht ein cleverer Dieb ist und gleich die Waffe im Futteral mitnimmt. Das ist auch viel praktischer, denn damit fällt der Transport der gestohlenen Waffe nicht so auf.

In dieses Bild passt ein Vorfall aus Franken im vergangenen Jahr: Ein Jäger hatte nach der Gesellschaftsjagd einige Gläser Bier getrunken. Ein befreundeter Treiber, der nichts getrunken hatte, fuhr ihn nach Hause. Seine ungeladene Waffe legte der Jäger im Futteral auf den Rücksitz. Unterwegs wurde der Fahrer kontrolliert. Die Beamten bemerkten die Waffe auf dem Rücksitz und den schlafenden Jäger auf dem Beifahrersitz. Die Frage, ob das seine Waffe sei, verneinte der Fahrer und erklärte, nur Treiber zu sein und keinen Jagdschein zu besitzen. Die Folge: Feststellung der Unzuverlässigkeit des Jägers, Entzug des Jagdscheins. Denn der (nicht berechtigte) Treiber hätte ja die Situation ausnutzen und z. B. mit der Waffe eine Tankstelle überfallen können, während der Jäger schlief.

Bleifrei- Debatte

Dann die Debatte über bleifreie Jagdgeschosse, wir erinnern uns, der so hingebungsvoll drapierte tote Seeadler. Ein Mann im weißen Kittel raunt dazu mit düster-schwerer, betroffener Miene ahnungsvoll in die Kamera: „Bleivergiftung über Aufnahme von Geschossresten in aufgenommenem Aufbruch“ (die Innereien von erlegten Tieren, die im Revier gelassen werden). Nun ist es so, dass das Blei in Jagdgeschossen zunächst einmal fest verlötet ist mit dem Tombak- oder Messingmantel des Geschosses. Geschoss- Restgewichte von 90 % und mehr sind also die Regel. Dennoch können sich im Aufbruch natürlich Bleisplitter befinden. Allerdings, das haben wir im Chemie- Unterricht bereits in der Quinta gelernt, reagiert Blei nicht im Mindesten mit Salzsäure. Und die einzige Säure im Magen von Wirbeltieren ist nun mal Salzsäure, beim Menschen, je nach augenblicklichem Ernährungszustand, in Konzentrationen zwischen 2 und 5 %, bei Seeadlern, nehme ich an, etwas höher; Seeadler nehmen gern Aas auf. Nur: Es ist aber auch bei ihnen Salz- und keine Fluss- oder Phosphorsäure im Magensaft, festes Blei kann also nicht gelöst werden.

Was aber von jedem Organismus aufgenommen wird, sind organische Bleiverbindungen. Zum Beispiel Tetra- Ethyl- Blei, der Stoff, der jahrzehntelang in Hunderttausenden von Tonnen als Antiklopfmittel dem Benzin beigemischt wurde und in hohen Konzentrationen in die Umwelt geblasen wurde. Diese Verbindung ist in Mengen überall in der „Natur“ vorhanden, sie steckt in den Böden, in Gewässern – und „verdichtet“ sich mit jeder weiteren Hierarchie in der Nahrungskette, die sie durchläuft; die ersten Konsumenten sind natürlich Pflanzen. Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass gerade Vegetarier und Veganer grundsätzlich höhere Bleikonzentrationen im Körper vorzuweisen haben als Normalernährer.

Seeadler aber stehen nun mal an der Spitze der Nahrungspyramide – und reichern das Zeug im Organismus an. Nur: Die Dosis macht das Gift, wie schon Paracelsus lehrte. Und, nebenbei bemerkt, bei den heutigen Nachweismöglichkeiten in molekularen Größenordnungen lässt sich buchstäblich überall alles nachweisen. Was noch vor kurzem als absolut unbelastet galt, kann sich durch eine neue Analyse- Methode in Verbindung mit völlig willkürlich festgesetzten neuen Grenzwerten von heute auf morgen in die berühmte „tickende Zeitbombe“ verwandeln. Was tausendfach auch schon so der Fall war. Jeder Fuchs, jede Sau, jeder Wolf ist also bleibelastet, wie wir alle. Nur ist ein toter Fuchs natürlich bei Weitem nicht so öffentlichkeitswirksam wie ein toter Seeadler. Aber nur der Seeadler wird untersucht. Füchse haben eben keine Lobby. Und über die absolute Bleibelastung übrigens haben sich die Alarmisten bis heute ausgeschwiegen. Aus gutem Grund. 3)

Truppenübungsplätze

Wie weit hier die organisierte Tollerei geht, sieht man, ein anderes Beispiel, auch auf unseren Truppenübungsplätzen. Hier wird bekanntlich auch mit scharfer Munition (Artillerie, Panzergranaten etc.) der Ernstfall geprobt. Dennoch sind diese Truppenübungsplätze ein Wildparadies. Das hängt u. a. auch damit zusammen, dass die Landschaft hier nicht künstlich in einem als „schön“ erkannten Zustand konserviert wird; hier schlagen Granaten tiefe Löcher in die Böden, metertiefe Gräben werden von Panzerketten gepflügt, kurz, alles evolutioniert ungestört vor sich hin. Die Natur kommt damit bestens klar, ihr ist es völlig egal, wer Veränderungen herbeiführt, Hauptsache, es passiert etwas; Natur hasst Stillstand. Und sie ist offensichtlich tief dankbar dafür, denn es grünt und blüht allerwegen. Aber auch das Wild nimmt Radau und Risiko und regelmäßige Todesfälle in Kauf – und bleibt freiwillig da.

Was aber in die Landschaft gepumpt wird, und zwar bei jeder Übung in Größenordnungen von Zentnern, ist – Blei! (Von abgereichertem Uran in manchen Panzergranaten sprechen wir lieber gar nicht!) Um dem Irrsinn aber jetzt die Krone aufzusetzen – bei den regelmäßigen Herbstjagden ist den Jägern bei Strafe untersagt, ihre vielleicht 50 Gramm bleihaltige Munition zu verschießen. Aus Gründen des Umweltschutzes. Sancta simplicitas.

So weit, so gut

So weit, so gut. Jetzt fragt man sich, warum überhaupt die Debatte bleihaltig – bleifrei? Es gibt doch z. B. schon Geschosse aus reinem Kupfer, nehmen wir die. Dazu aber ist einiges zu sagen:

  • Jäger sind gesetzlich (und moralisch) verpflichtet, Wild so schnell und so sicher wie nur irgend möglich zu töten. Und da haben bleihaltige Geschosse, die nebenbei bemerkt teurer sind als Kupfergeschosse, zumindest die guten, den Kupfergeschossen einiges voraus, wie Praxisversuchsreihen gezeigt haben. Das liegt zum einen an der besseren Verformbarkeit im Zielmedium, im Wildkörper. Das Geschoss ist im Aufbau elastischer, verformbarer, es pilzt auf und gibt damit deutlich mehr Energie im Wildkörper ab.
  • Kupfergeschosse sind im Abprallverhalten, z. B. beim Auftreffen auf harten Gegenständen wie Steinen, weit unberechenbarer und gefährlicher als bleihaltige Geschosse. Das liegt ganz einfach an der größeren Härte und Sprödigkeit.
  • Blei ist spezifisch deutlich schwerer als Kupfer. Und damit ist die Impulserhaltung (und damit Tötungswirkung) zumindest auf mittlere bis größere Entfernung deutlich größer als bei Kupfergeschossen. Das ist schlicht und einfach ein physikalisches Gesetz.
  • Last but not least: Kupfer ist, in größeren Konzentrationen aufgenommen, mindestens genauso toxisch wie Blei.

Bleibt die Frage: Warum dieses unsinnige Festhalten am Bleiverbot um jeden Preis? Die Antwort ist, ganz banal: Weil´s dem Jäger das Leben schwer macht – und teuer. Denn es geht nicht um die Umwelt, und wie lächerlich dünn ihre Argumentation ist, war den Herrschaften schon klar, als sie die Debatte anstießen. Aber man vertraute auf die Erkenntnisse des Gustave LeBon, den bekannten Begründer der Massenpsychologie. 4)

Es geht darum, die Jagd, die Jäger zu treffen, im Woike´schen Sinn (siehe dazu weiter unten, „Vollständige Entwaffnung“).

Ich habe an anderer Stelle schon einmal aufgezählt, was Jäger unentgeltlich Jahr für Jahr für den Staat und damit den Steuerzahler an Leistungen erbringen – man kommt, ohne sich groß anstrengen zu müssen, auf Größenordnungen von 7 bis 10 Milliarden Euro per anno. Aus bereits versteuertem Einkommen, nebenbei bemerkt. Das ist im Übrigen von allen Umweltverbänden und den Grünen bisher unwidersprochen, deswegen wird auch jede Debatte um diesen Punkt peinlichst vermieden; man sähe ganz, wirklich ganz schlecht aus. Nun gilt aber trotzdem die Politik der Nadelstiche, und es ergibt sich damit ein weiterer teurer Stich. Teuer für die Jäger wohlgemerkt, denn jeder Weidmann ist mit dieser Verordnung gezwungen, seine Büchsen auf die neue Munition einzuschießen. So ein Einschießen auf dem Schießstand erfordert üblicherweise zwischen 10 und 15 Schuss pro Waffe. Wenn man weiß, dass Büchsenmunition heute pro Stück zwischen 3,00 und 5,00 € kostet, ahnt man, was allein das Einschießen bei sagen wir drei Waffen den Jäger kostet. Nicht gerechnet dabei der Verlust der ja nun „illegalen“ Altmunition.

Sinnigerweise hat man gleichzeitig dafür gesorgt, dass die allermeisten Schießstände in Deutschland eben aufgrund des unberechenbaren Abprallverhaltens von Kupfergeschossen für das Schießen mit bleifreier Munition gar nicht zugelassen sind. Dass das so bleibt, dafür sorgen schon die maßgeblich von den Grünen verschärften „Sicherheitsverordnungen“. (Siehe dazu weiter unten, Schützenwesen) Damit stehen viele Jäger bei dem fälligen „Umschießen“, wie wir das nennen, im Regen bzw. haben nicht selten Wege von 200 km und mehr bis zu einem zertifizierten Schießstand.

Führen einer Waffe, Restalkohol

Es geht aber noch weiter. Nach neuester Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts gilt für jeden, der eine Waffe führt, die Null – Promille- Grenze. 5)  Nun ist es – unbestritten – so, dass Waffengebrauch und zumindest übermäßiger Alkoholgenuss sich nicht vertragen. Alle Jäger, die ich kenne, halten sich auch daran, im ureigenen Interesse – Bier erst nach der Jagd. Aus Sicherheitsgründen sowieso, aber auch, weil das Zeug zur Unzeit müde macht, und das ist einfach unpraktisch. Aber die Null – Promille- Grenze ist m. E. wieder einer der Auswüchse, die eigentlich nur aus vorauseilendem Eifer und richterlicher Anbiederung an den Zeitgeist geboren werden; es ist schlicht weltfremd. Denn nimmt man dieses Urteil ernst, und das muss man ja, denn es ist in der Welt, gilt auch z. B. für Bundeswehr- Angehörige und für Polizisten ein absolutes Alkoholverbot.

Das heißt, nach jeder Familienfeier, nach jedem Kegelausflug, bei dem mal mehr getrunken wird als das Bier gegen den unmittelbaren Durst, das Glas Wein zum geschmacklichen Genuss, ist der Betreffende am nächsten Tag dienstuntauglich, denn von 0 Promille kann bei z. B. 10 Glas Bier am Abend vorher am nächsten Morgen keine Rede sein. Damit ist der Beamte, tritt er dennoch seinen Dienst an, unzuverlässig im Sinne des Waffengesetzes. Ihm muss also die Befugnis, eine Waffe zu führen, für die nächsten 5 Jahre entzogen werden. Das führt meines Erachtens dazu, dass solche Beamte auch entlassen werden müssen. Tritt er auf der anderen Seite seinen Dienst nicht an, wie geboten wäre, wäre er unzuverlässig im Sinne des Beamten- oder Dienstrechts. Man hat´s schon so nicht leicht als Beamter, und dann wird einem auch noch totale Abstinenz verordnet.

Einmal boshaft zugespitzt: Sollen jetzt alle Verkehrsteilnehmer bei Verkehrskontrollen am Montagmorgen, alle Besucher von Polizei- Dienststellen die Beamten sorgfältig beobachten und bei Verdacht und geröteten Augen Anzeige erstatten? Oder eigens eingestellte Kontrolleure unangemeldet auf den Wachen erscheinen und unsere Beamten auf Auffälligkeiten prüfen? Bei Jagden jedenfalls soll das schon passiert sein.

Auch über die Tatsache, dass jedem Legalwaffenbesitzer nach einer Trunkenheitsfahrt automatisch auch die waffenrechtliche Unzuverlässigkeit unterstellt wird, kann man geteilter Meinung sein. Man kann das bejahen, mit der Begründung, dass das einen Verlust der persönlichen Steuerungsfähigkeit dokumentiert, der dann prinzipiell auch beim Waffengebrauch zu unterstellen ist. Aber wenn man das tut – muss das dann nicht auch für andere gesellschaftliche Gruppen gelten, die prinzipiell andere gefährden können, z. B. für Ärzte? Für Polizisten? Und dann ein zumindest befristetes Berufsverbot begründen?

Artikel 13 Grundgesetz

Eigentlich der schlagendste Beweis für den vollständigen Kontrollverlust der Verantwortlichen in diesem Zusammenhang ist die Vergewaltigung des Artikels 13 GG. Denn legale Waffenbesitzer müssen jederzeit mit unangemeldeten und anlasslosen Kontrollen durch die zuständigen Behörden rechnen. Verwehrt man den Zugang zur Wohnung, was man gemäß § 13 GG natürlich darf, ist nach dem Verständnis der Behörde eigentlich sofort der Tatbestand der Unzuverlässigkeit gegeben. Dann hat man etwas zu verbergen, und die Maschinerie läuft an. Der Waffenbesitzer hat also die Wahl zwischen Pest und Cholera: Beruft er sich auf das Grundgesetz, verliert er seine Berechtigung und den Jagdschein. Stimmt er der Kontrolle zu, hat er auf ein essentielles Grundrecht verzichtet. So höhlt der Staat findig unsere Verfassung aus. Ganz nebenbei hat der Kontrollierte auch noch die Kosten dieser Kontrollen zu tragen. Das grün- rot regierte Baden- Württemberg tut sich da ganz besonders hervor, auch und speziell im Hinblick auf eine aggressiv – autoritäre Vorgehensweise gegenüber den Waffenbesitzern.

Es geht aber noch weiter: Vor einiger Zeit ist in Deutschland das sogenannte „Nationale Waffenregister“ (NWR) eingeführt worden. 6) Die Idee dahinter: Jede Behörde, vor allem die Polizei, soll jederzeit und sofort, z. B. vor einem Einsatz, auch z. B. wegen eines lauten Streits, nachprüfen können, ob im besagten Haushalt Schusswaffen vorhanden sind. Ist das der Fall, rückt oft genug martialisch ein Sondereinsatzkommando (SEK) an; dokumentiert sind einige gruselig anmutende Einsätze der fast schon berüchtigten Truppe.

Nun ist es so, dass das NWR keineswegs zuverlässig funktioniert, weswegen z. B. Kanada ein dort eingeführtes ähnliches System wieder abgeschafft hat mit der ausdrücklichen Begründung, dass es dem Bürger keinen Deut mehr an Sicherheit gebracht, dafür aber eine überbordende Bürokratie beschert habe. Viel gravierender aber ist, dass natürlich illegale Waffen, deren Bestand selbst von vorsichtigen Kriminologen auf das Zehnfache der legalen Waffen geschätzt wird, dort nicht erfasst sind. Logisch, die sind ja nicht blöde, die Kriminellen. Also gerade  d i e  Waffen, deren Besitzer fast 100 Prozent der Straftaten mit Waffengewalt verüben. 1) Die abstruse Folge: Bei potentiell wirklich gefährlichen Einsätzen (illegale Waffen im Haus) rücken damit „normale“ Streifenpolizisten aus. Weil´s ja qua Aktenlage ungefährlich ist. Das Interessante dabei ist, dass das auch gilt, wenn der Einsatzverursacher schon eine lebenslange Freiheitsstrafe (üblicherweise 15 Jahre) wegen Mordes abgesessen hat. Das wird nämlich aus Datenschutzgründen nicht vermerkt. Gesetzestreue Legalwaffenbesitzer aber müssen grundsätzlich mit dem Besuch des vermummten SEK rechnen, nur weil der Ehestreit einmal lauter wird.

Überspitzt gesagt und natürlich satirisch gemeint: Man hätte es als Sportschütze und Jäger in Deutschland viel einfacher, wenn man sich seine Waffen auf dem Schwarzmarkt besorgte. Das geht völlig unkompliziert z. B. im Rotlichtviertel  jeder deutschen Großstadt. Das ist viel preiswerter und komplett unbürokratisch. Und man genießt weiterhier den vollen Schutz des Grundgesetzes, denn eine Wohnungsdurchsuchung bei Besitzern illegaler Waffen ist nur nach vorheriger richterlicher Genehmigung zulässig. Vor allem: Die Gattin dürfte wissen, wo die Waffen abgestellt sind.

Schießstätten- Verordnung

Ein weiteres Beispiel für die von interessierten Kreisen hochgeputschte Hysterie in Deutschland ist die deutsche Schießstätten- Verordnung. Ich bin neben der Jagd auch Sportschütze, wobei meine Leidenschaft sich auf die jagdlichen Disziplinen beschränkt, also Wurftaubenschießen (Trap und Skeet) und jagdliches Büchsenschießen. Glauben Sie mir, das ist nicht billig. Einmal die Woche sind da regelmäßig zwischen 40,00 und 70,00 € fällig, teilweise auch mehr. Und regelmäßig unterstelle ich dem (privaten) Schießstand- Betreiber, dass er mich ausnimmt wie eine Weihnachtsgans. Unser Verhältnis ist also nicht ganz problemfrei.

Bis er einmal eine Akte vergessen hatte, die von ihm nach der Inspektion eines vom Kreis bestellten Sachverständigen angelegt wurde. Es musste wieder einmal eine neue Verordnungsregel umgesetzt werden. Ich habe da Dinge über auferlegte Änderungen lesen können, die nur zwei Schlüsse zuließen: Entweder war der Sachverständige ganz abgehoben oder es handelt sich bei den Auflagen um reine Schikane. Ich will hier nicht ins Einzelne gehen, aber warum ein Geschossreste- Sammelkasten auf der 100 Meter- Großkaliberbahn, also ein Kasten, in den die Geschossreste fallen, nachdem sie oben in den Fels und die Auffanglamellen eingeschlagen sind, also jede kinetische Energie verloren haben und nur noch herunterfallen, aus 10 Millimeter starkem Stahl zu sein hat, das wird mir niemand plausibel erklären können. Und das ist nur ein Beispiel. Ich gehe seitdem sehr viel entspannter mit dem Betreiber um.

Schützenvereine

Obwohl das nicht unbedingt etwas mit der Jagd zu tun hat: Aufschlussreich ist es auch, mal mit Vorständen von ländlichen Schützenvereinen sprechen. Die werden seit Jahren traktiert von „Sachverständigen“, die von den Aufsichtsbehörden in Marsch gesetzt wurden und die sozusagen carte blanche haben. Egal, was die sich an abstrusen Schikanen ausdenken – es muss umgesetzt werden; eine Überprüfungs- Instanz gibt es nicht, und die Behörden machen es sich, mangels eigener Kompetenz, einfach. Was das Ganze noch grotesker macht: Trotz angestrengter Recherchen habe ich bisher noch keine Qualifikationsbeschreibung oder Zertifizierung finden können, die die Tätigkeit solcher „Sachverständigen“ definieren. Bauingenieure? Physiker? Damit stellt sich die Anschlussfrage: Wer ernennt und erhebt die „Experten“ zu „Sachverständigen“? Auf welcher fachlichen Grundlage? Deren Anzahl dabei noch (mit Absicht?) so niedrig ist, dass sie den vielen angeordneten Prüfungen gar nicht mehr nachkommen können. So was treibt die Preise, so ein Sachverständiger hat m. E. mittlerweile die Lizenz zum Gelddrucken. Wenn man noch dazu eigentlich keinerlei übergeordnete Kontrollinstanz hat, die möglichen Beschwerden der Kontrollierten über die Kontrolleure nachgehen, vor allem über Sinn und Unsinn ihrer Auflagen, kann man sich vorstellen, welche Allmacht jeder einzelne Kontrolleur hat – und oft genug auch auslebt.

Es gibt viel zu tun.

Der Sicherheit jedenfalls, so viel steht fest, der Sicherheit dient das nicht. Es ist mir persönlich nicht ein einziger Todesfall oder eine ernsthafte Verletzung durch Schüsse auf den Schützenvogel bekannt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Denn es häufen sich in letzter Zeit, gerade bei uns im Sauerland, wo noch mit Flintenlaufgeschossen auf den massiven Holzvogel geschossen wird, die Gefährdungen (bisher keine Schadensfälle!) durch zurückprallende Geschosse. Die Munition nämlich wurde auf Forderung der „Sachverständigen“ aus „Sicherheitsgründen“ soweit herunterlaboriert, dass die Geschosse jetzt an den Bohlen im Kugelfang zurückprallen und im Publikum landen. Früher haben sie diese Bretter glatt durchschlagen, deformierten dann im massiven Stahl- Kugelfang und fielen in den Fangkorb. Heute, wie gesagt, prallen sie ab und landen unter den Zuschauern, zumindest in Einzelfällen.

Ich meine, kein einziger Toter oder Verletzter in den vergangenen 20, 30, 50, 100 und mehr Jahren durch das Schützenwesen – aber es wird heftigst und hektisch reguliert und verboten. Dagegen jedes Jahr mit schöner Regelmäßigkeit knapp 1.000 Todesfälle durch Haushaltsunfälle, und kein Mensch findet etwas daran. Es wird Zeit, dass dieses jährliche Massensterben im Haushalt endlich verboten wird, durch ein Privathaushalts- Todesfall- Verhinderungsgesetz zum Beispiel. Alternativ könnte man die Haushaltsvorständ/innen gesetzlich verpflichten, für diese wahrhaft mörderische Tätigkeit Profis einzustellen; man beachte allerdings die Mindestlohn- Regelung. Wer das bezahlt? Na ja, welche Profis könnte man da fragen?

Risiko- Kompetenz und Statistik

Man sieht: Die Dinge sind außer Kontrolle geraten, wie alles, was unter den Einfluss der Ideologie und zwischen die Mahlsteine von Koalitionsverträgen gerät. Und wenn man jetzt hört, dass der Bundesinnenminister de Maiziere allen Ernstes biometrische Schließsysteme für private Waffenschränke fordert, dann fragt man sich: Cui bono? Diese Dinger kosten eine Menge Geld, das natürlich der einzelne Waffenbesitzer zu zahlen hat. Wobei ebenfalls feststeht, dass sie kein einziges Jota mehr an Sicherheit bringen werden. Denn wie soll man null Risiko weiter minimieren? Fest steht aber auch, dass die Hersteller dieser Sicherungssysteme viel Geld in deren Entwicklung gesteckt haben. Und dass sie sich aus guten Gründen schlecht verkaufen. Sie sind nämlich schlicht überflüssig wie ein Kropf. Wenn ein Einbrecher in der Lage ist, ein solides Doppelbartschloss an einem ebenso soliden Stahlschrank zu überwinden, dann lacht er genauso laut über jedes „biometrische System“. Weswegen die Hersteller bereits seit Jahren bei den Parteien in den Vorzimmern sitzen und antichambrieren. Unter lebhafter Beifallbekundung von NABU und BUND. Man fragt sich in diesem Zusammenhang: Welches Interesse können eigentlich gemeinnützige Naturschutzvereine an der noch „sichereren“ Verwahrung von Waffen im Jägerhaushalt haben? Vor allem weiß jeder Insider: Antichambrieren kostet Geld.

Nun gewinnen ja die Grünen für die CDU angesichts der eigenen Stärke zunehmend an Attraktivität als potentielle Mehrheitsbeschaffer; zusätzliche 5 bis 7 % reichen ja nach den neuesten Zahlen für eine Mehrheit, und ein 7 % – Koalitionspartner ist natürlich besser zu dirigieren als einer mit 25 %. Liegt da der Grund für den willfährigen Vorstoß unseres Innenministers? Oder will seine Chefin einfach nur auch die kleinste denkbare Angriffsfläche ausschalten? Honi soit, qui mal y pense.

Das und vieles andere mehr ist dabei nur die logische Weiterführung des seit Jahren betriebenen Wahnsinns, durch Leute, die frei nach Bergengrün tatsächlich „noch meinen, der Welt etwas Gutes zu tun“. Eigentlich werden nur populistische Triebe ausgelebt, dumpfe Sicherheitsbedürfnisse, die geschickt aufgebaut wurden, befriedigt. Es werden, ohne jeden Gewinn an Sicherheit, in unendlichen Dimensionen Gesetze verabschiedet. Niemand blickt überhaupt mehr durch, und man betreibt Nabelschau mit den Wirkungen, während man die Ursachen gar nicht mehr auf dem Schirm hat. Kein Wunder, es gab sie nie.

Der schon weiter oben von mir zitierte Gerd Gigerenzer 2) und viele seiner Fachkollegen fordern in diesem Zusammenhang längst eine Heranführung der Bürger an die Themen „wie lese ich eine Statistik“, „wie ordne ich Risiken realistisch ein“ und, vor allem, „wie schütze ich mich vor den alltäglichen Manipulationen und gezielter Desinformation durch daran nur allzu interessierte Gruppierungen“? 3) Er nennt diese unbedingt wichtige Fähigkeit „Risikokompetenz“ und meint damit, in unserer modernen Kommunikationsgesellschaft und der Überflutung mit Alarm- Meldungen kühlen Kopf bewahren zu können, die alltäglichen Manipulationsversuche, die Verdrehung von Tatsachen, die geschickten Tricksereien mit Statistik durchschauen zu lernen und damit so viele und entsetzlich teure, unproduktive Fehlentwicklungen zu vermeiden. Ich finde, schon seit langem, er hat Recht.

Debatten führen immer dann zu keinem Ergebnis, wenn Ideologie im Spiel ist, wenn regelmäßig schein- ethisch eingefärbte Totschlag- Argumente in die Debatte eingebracht werden, immer dann, wenn man mit Fakten nicht weiterkommt. Ich verweise hier z. B. auf die glatt gesetzwidrigen Aktionen einiger „Tierrechtler“- Gruppen wie PETA, den Tierrechts- „Philosophen“ Kaplan, Menschen also, die bedenkenlos über Leichen gehen, um ihre abstrusen Ziele zu erreichen. Aus dem gleichen Grund ist es auch unmöglich, über Religion zu debattieren. 7)  Ein Ideologe hat es einfach: Wenn er mit Fakten widerlegt wird, verlagert er die Debatte eine höhere Ebene, eben die des Glaubens, der eigenen Überzeugung. Einen Gottesbeweis kann ich nicht führen; aber ich kann fest an Gott glauben. Gefährlich wird es immer dann, wenn dann von allen anderen ultimativ verlangt wird, diesen Glauben zu teilen. Und genau das passiert.

Vollständige Entwaffnung?

So wird unter dem Deckmantel der Sicherheit peu à peu der Bürger entwaffnet. Im Grundgesetz steht davon nichts, aus gutem Grund: Eine der ersten Maßnahmen des Hitler- Regimes (und Stalins, der SED in der DDR, in Nordkorea, beim Kalifat- „Staat“, kurz aller Diktaturen) ist und war das Verbot privaten Waffenbesitzes. Man kann auch sagen, dass der mündige Bürger verboten wurde. In diese Erbfolge wollte die junge Republik nicht eintreten. Wenn nun die Konstrukteure des Grundgesetzes, für meine Begriffe eine der gelungensten Verfassungen der Welt, das so sahen, dann fragt man sich angesichts der schleichenden Vergewaltigung dieses liberalen und folgerichtigen Ansatzes: Aus welchem Grund eigentlich misstraut selbst der kleinste heutige Hinterbänkler im Bundestag, in den Landtagen seinem Wahlbürger so gründlich? Wovor hat er Angst? Dass er für seine Katastrophenpolitik mal über den Haufen geschossen wird? Das erinnert mich fatal an Verhältnisse in der ehemaligen DDR, denn da existierte diese Angst real. Und da war es folgerichtig nur Parteikadern erlaubt, Waffen zu besitzen. Bei den Linken glaube ich also daran, dass sie einfach nur nicht rauskönnen aus ihrem aus alten Zeiten mitgeschleppten Kontrollzwang. Bei den Grünen bzw. den rot- grünen Koalitionen scheint dahinter eher etwas anderes zu stecken. Ein hoher Beamter des NRW- Ministers Remmel, Dr. Martin Woike, wurde 2014 mit folgen Bemerkungen zitiert:

„Wir müssen die landesjagdgesetzlichen Bestimmungen so stark verändern, dass die bisher geübte Bejagung nicht mehr zulässig ist. Außerdem wird und muss ein Flickenteppich entstehen, damit die Bejagung in den bisherigen Jagdrevieren uninteressant wird.“ …..„Die Jäger haben ohnehin keine Lobby mehr. Sie halten sich doch nur noch an ihrer Waffe fest.“

Diese Äußerungen sind zwar vom Dienstherrn Remmel und von Herrn Woike lebhaft und wortreich dementiert worden, aber es hat wohl zu viele honorige Zeugen gegeben, die man einfach nicht zum Schweigen bringen konnte. Jedenfalls sind sie nie klar als unwahr bezeichnet worden, und rechtliche Schritte gegen die Verbreitung wurden auch nie eingeleitet. Ein Umstand, der zu denken gibt. Die damalige Diskussion ist im Sande verlaufen, wie immer in vergleichbaren Situationen in NRW.

Gehen wir doch einfach mal von der Annahme aus, dass dieses ganze Störfeuer gegen die Jagd, zu jeder Gelegenheit, aus nahezu jeder Themenecke heraus, tatsächlich das ist, für das ich es halte, nämlich eine sorgfältig abgestimmte Strategie, um mittel- und langfristig jede gesellschaftliche Gruppe zu eliminieren, die den Grünen, den „Umweltschutz“- Verbänden bei der alleinigen Verfügung über Umwelt und Natur im Wege stehen – dann passen Woikes Worte da perfekt hinein. Erst die Jäger. Jetzt die Waldbauern und Forstleute. Nebenbei die Landwirtschaft. Man ist auf dem besten Wege.

Es findet sich auch immer eine schweigende Mehrheit, die diese Entwicklungen aus Desinteresse geschehen lassen. Und es gibt die beflissenen Untertanen, die das Ganze auch noch pflichteifrig unterstützen. Marie von Ebner- Eschenbach meinte die, als sie sagte: „Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.“ Ich glaube, wir alle kennen diesen typischen Knechtspruch: „Ich habe nichts gegen Kontrollen. Ich habe ja nichts zu verbergen….“

Ach übrigens – glauben Sie nicht, dass damit das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Mit dem Druckmittel „Umweltschutz“ kann man ganz, ganz prima z. B. auch Wirtschaftspolitik betreiben. Ein Feldhamster, ein Juchtenkäfer findet sich immer. Und dann wäre da ja noch die Verbandsklage…….

Kirchveischede, 4. September 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Welche abstrusen Blüten diese Schizophrenie hervorbringt, beweist uns die derzeitige Debatte um die Attentate von Paris vom 14. November. Wie man von Amts wegen erfahren konnte, haben Islamisten über Monate, wenn nicht Jahre quer durch Deutschland nach Frankreich einen regelrechten Kurierdienst betrieben, nämlich den seelenruhigen Massentransport von AK 47 samt Munition, vielleicht auch Sprengstoffgürtel von Pierre Cardin für die modebewusste islamistische Dame. Aber wehe, die gleichen „Experten“ kommen Dir drauf, dass Deine Frau weiß, wo der Schlüssel zum Waffenschrank ist. Unzuverlässig mit dem vollen nachfolgenden Programm, soviel ist sicher. Sie könnte es sich ja zur Gewohnheit machen, zum Zeitvertreib Banken auszurauben, wenn Du mal beim Kegeln bist. Oder die Nachbarin flott machen, die sie nicht leiden kann.

2) Gerd Gigerenzer nennt sie in seinem Buch „Risiko – Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“, Bertelsmann 2013, „Schock- Risiken“ (dread risks)

3) Ein beliebtes Spiel bei der vorsätzlichen Fakten- Verdreherei: Nehmen wir an, die Probe irgendeines Gewebes ist mit 500 Nanogramm (ng) eines Schadstoffs pro kg Gewicht belastet. Der Leser da draußen hat meist noch nicht einmal eine Ahnung davon, was Nanogramm eigentlich bedeutet. Ein Nanogramm ist ein Milliardstel Gramm oder auch 1 Billionstel Kilogramm (10 -19 KG). Da relativiert sich schon einiges, und der eben genannte Leser sagt sich, mit Recht: Das ist ja gar nichts. Wenn er sich aber über die Größenordnung nicht im Klaren ist, klingt die Zahl 500 (Nanogramm) gewaltig. Es wird aber noch perfider: Nehmen wir an, eine Gewebeprobe ist mit sagen wir 50 ng eines Schadstoffs belastet, verschwindend gering also. In Zahlen ausgedrückt sind das 0,000 000 000 005 kg oder 0,000 000 005 g. Der Leser fragt: Was soll das? Das ist doch nichts!! Nun fällt dem Alarmisten nach einem Jahr eine andere Probe in die Hand, die mit 100 ng belastet ist. Also 0,000 000 000 01 kg oder 0,000 000 01 g. Auch das würde keinen Leser vom Stuhl hauen, im Gegenteil, das würde eher beruhigend wirken. Der versierte Alarmist weiß das natürlich. Stattdessen schreibt er einfach: „Die Belastung hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt“ oder „ist um 100 % gestiegen“. Das macht Stress, vor allem bringt es viel Zustimmung per Leserbrief. So wird im Übrigen sehr gern mit Sterblichkeits- Statistiken getrickst. Beispiel: Bei Studien zu Krebserkrankungen bzw. der Werbung für Vorsorgeuntersuchungen stellt sich heraus, dass bei bestimmten Krebsarten die Sterblichkeit bei 5 Personen pro Hunderttausend liegt. Bei der Gruppe, die nicht zu den Vorsorgeuntersuchungen gegangen ist, liegt sie aber bei 6 Personen pro Hunderttausend. Dann weiß jeder Statistiker, dass das im üblichen statistischen „Unschärfebereich“ liegt. Der Alarmist weiß das auch. Die Tatsachen laufen aber seinen Interessen entgegen, so gut wie immer wirtschaftlichen. Was tun? Was die Verdreher immer tun: Es werden nicht diese absoluten Zahlen ( 5 bzw. 6  pro Hunderttausend) genannt, der Hinweis auf die statistische Unschärfe unterlassen: Nein, es wird ganz gezielt (und mathematisch ja nicht zu beanstanden) erklärt, dass „die Sterblichkeit um 20 % steigt, wenn man nicht zu den (teuren) Vorsorgeuntersuchungen geht.“

(Interessante und wirklich lesenswerte Lektüre zu diesen Themen: Prof. Dr. Walter Krämer, „So lügt man mit Statistik“, Piper 2012; Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, „Risiko – Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“, Bertelsmann 2013; Bauer / Gigerenzer / Krämer, „Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet“. Campus- Verlag, 2014.)

4) „Die reine, einfache Behauptung ohne Begründung und jeden Beweis ist ein sicheres Mittel, um der Massenseele eine Idee einzuflößen. Je bestimmter eine Behauptung, je freier sie von Beweisen und Belegen ist, desto mehr Ehrfurcht erweckt sie. ……. Die Behauptung hat aber nur dann wirklichen Einfluss, wenn sie ständig wiederholt wird, und zwar möglichst mit denselben Ausdrücken. Napoleon sagte, es gebe nur eine einzige ernsthafte Redefigur: die Wiederholung. Das Wiederholte befestigt sich so sehr in den Köpfen, dass es schließlich als eine bewiesene Wahrheit angenommen wird.“

  • Gustave LeBon, „Psychologie der Massen“, deutsch von Rudolf Eisler (Digitalisat der 2. Auflage, Leipzig 1912), Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-71101-4

5) Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 22. Oktober 2014, Az. BVerwG 6 C 30.13).

6) Zum 1. Januar 2013 nahm das Bundesverwaltungsamt als Registerbehörde das Nationale Waffenregister (NWR) in Betrieb. Über das NWR werden alle wesentlichen Informationen zu erlaubnispflichtigen Schusswaffen in privatem Besitz zeitnah und aktuell bereitgestellt.“ (http://www.bva.bund.de/DE/Themen/Sicherheit/NationalesWaffenregister/nationaleswaffenregister-node.html)

7) Hubert Schleichert seziert diese Vorgehensweise sehr anschaulich in seinem Buch „Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren“, Verlag C. H. Beck, 1997.

Der Beitrag wurde in leicht geänderter Form auch im Print- Medium II / 2015 des Magazins NovoArgumente veröffentlicht. Die online- Version von NovoArgumente: http://www.novo-argumente.com/. Der Beitrag auf der Seite: https://www.novo-argumente.com/artikel/die_jaeger_im_visier 

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„Werden Hirsche jetzt zur Chefsache?“

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Wie jeder weiß, lese ich gern das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen- Lippe. Die recherchieren gut und berichten ausgewogen. Aber dann hat man manchmal schon mal den Eindruck, die lassen den einen oder anderen bewusst auflaufen. D. h., sie veröffentlichen ungerührt auch noch den größten Duffsinn, nach dem Motto: Vielleicht belebt´s ja die öffentliche Debatte. In der letzten Ausgabe jedenfalls (38/ 2015) bringen die auf Seite 43 einen Beitrag mit dem sinnigen Titel: „Werden Hirsche jetzt zur Chefsache?“

Dann haut es einen manchmal schon um, wenn man sieht bzw. liest, was da so den Reportern als Fachwissen in die Feder diktiert wird. Wirklich. Obwohl: Mit der Zeit stumpft man auch ab. Ich weiß nicht, ob Sie das auch kennen, dieses hilflos- überraschte kurz den Mund aufmachen, überlegen und ihn dann resigniert wieder schließen. Man hat das Gefühl, gegen ein solches Gebirge an Ahnungslosigkeit oder auch Dreistigkeit nicht ankommen zu können.

Wie hier in diesem Artikel: Da zoffen sich bei Paderborn offensichtlich Bauern und Staatsförster mit einem Jagdpächter um den Rotwildabschuss. Den Landwirten wird zu wenig geschossen, den Förstern sowieso. Der Pächter wiederum scheint das anders zu sehen. Und deswegen gibt´s also Streit. Das scheint schon länger zu gehen, ist zu vermuten: Wenn Herr Remmel seinen Terminkalender vergewaltigt, um als Retter der Situation zum Ort des Geschehens zu wallfahren, kann das nur damit erklärt werden, dass er glaubt, das Ganze gibt publizistisch was her. Was da jetzt wirklich abgeht, wer Recht hat oder nicht, weiß ich nicht. Trotzdem, es ist immer wieder aufschlussreich, obwohl jedesmal ein Déjà vu. Steigen wir ein:

Zunächst mal die Formulierung: „Umweltminister Remmel besuchte am vergangenen Donnerstag mit weiteren Experten das Revier in Kleinenberg, …“

Also, das soll ja wohl ungemein geschickt implizieren, Herr Remmel sei Experte in Sachen Jagd, Forst und Wildbewirtschaftung. Herr Remmel…. Ich finde, das ist schon mal ein gelungener satirischer Auftakt.

Aber es geht weiter:

In manchen Teilen des Forstes wurden an bis zu 5 % der Bäume frische Schälschäden festgestellt. „Viel zu viel“, wie Ulrich Heiß, zuständig für die Jagdstrategie des Landesbetriebs Wald und Holz, erklärte. „Denn wenn in jedem neuen Jahr weitere 5 % der Bäume geschält werden, sind die Wälder nach 20 Jahren komplett zerstört. Deswegen sei der Rotwildbestand so rasch wie möglich zu senken, so dass an weniger als 1 % der Bäume frische Schälschäden verursacht werden, so die Ziele des Landesbetriebs Wald und Holz.“

Whow. Jetzt wird´s heiß. Ich frage mich: Kann man jemandem eigentlich rückwirkend die Mittlere Reife aberkennen? Herr Heiß wäre unbedingt Aspirant. Denn Mathematik muss er 9 Jahre lang systematisch abgewählt haben; spätestens bei der Prozentrechnung jedenfalls hat er wohl endgültig die Segel gestrichen. Aber das nur am Rande.

Denn viel wichtiger ist: Jetzt haben wir´s schwarz auf weiß, sozusagen mit Unterschrift des Herrn Remmel. Rotwild soll also nicht reduziert, sondern ausgerottet werden. Das unterstellen einige Jäger der Forstseite ja schon lange, ebenso lange wird das aber lebhaft bestritten. Bis jetzt jedenfalls. Aber anscheinend wird gerade die Strategie geändert, jetzt wird zugegeben, wenn auch nur indirekt.

Denn wer als forstwirtschaftliches Ziel eine Reduzierung von Wildschäden auf unter 1 % anstrebt, hat entweder gar nichts kapiert oder will, und das glaube ich, das Rotwild ausrotten. Jeder Wildbiologe tippt sich bei einem solchen Stuss an die Stirn. Da, wo Wild ist, gibt´s Verbiss. Punkt. Das machen die Viecher nun mal, das haben die auf den Chromosomen, das ist so, wie wir manchmal auch Süßigkeiten naschen. Eine andere Frage ist die Intensität des Wildverbisses. Da kann man dann schon mal sagen, dass es zuviel ist. Und wenn das dann so ist, muss man eben mehr schießen. Aber vorher sollte man auch mal sagen, auf welcher Grundlage man seine Zahlen ermittelt. Das aber wird, wohl aus gutem Grund, zumindest bei den Staatsförstern ängstlich geheim gehalten. Statistiker z. B. fordern grundsätzlich eine absolute Bezugsgröße, um aussagekräftige Rückschlüsse ziehen zu können. Es wird aber immer mit Prozentzahlen getrickst. Und genauso wird´s wohl auch hier sein.

Ich hätte eine Idee: Wir legen als Messlatte für tolerierbare Wildschäden die belegten Verbiss- und Schälschäden der Wisente auf dem Rothaarkamm an. Ich meine, bei denen sind Herr Remmel und sein Ministerium, NABU und BUND ja der Meinung, dass die Waldbauern ringsherum sich gefälligst nicht so kleinkariert anstellen sollen.

Dann allerdings hätten sich die vielbeschäftigten Experten und Herr Remmel den Ausflug nach Kleinenberg sparen können. Dann könnten die Rothirsche nämlich erstmal noch jahrelang sozusagen Marathon schälen…..

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Kirchveischede, 21. September 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Als hätte ich´s bestellt: Hier ein Artikel zum Thema „Wildschäden Wisente“ aus der hiesigen Tagespresse von heute, 22. September. Den Tintenklecks bitte ich zu entschuldigen: Mir ist beim Grinsen der Füller hingefallen….

15-09-22_Wisente

Und um das klar zu machen:  Ich habe nichts gegen Wisente, im Gegenteil, das sind tolle und beeindruckende Tiere, und ich habe aus dem Grunde auch nichts gegen Wölfe. Ich habe nur was gegen dieses Pharisäertum, dieses scheinheilige mit zweierlei Maß messen und, vor allem, reagiere ich allergisch, wenn ich merke, dass manche Leute meinen, alle anderen seien dämlich.

Kirchveischede, 22. September 2015

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

 

 

 

 

 

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Klima- Erwärmung 

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Klima- Erwärmung. Auch so´n Reizbegriff für mich, in Sachen Semantik, meine ich. *

Unsere Luft, die Erde, die Meere können sich erwärmen oder überhaupt eine Eigenschaft aufweisen wie warm, kalt. Das Klima ganz bestimmt nicht. Klima ist Klima – alt- griechisch die „Neigung“ (des Sonnenstands). ** Mal sehen, was kann´s da geben: Arktisches Klima, atlantisches, tropisches, subtropisches, maritimes, kontinentales Klima – aber ganz sicher kein warmes.

Das ist so, als würde ich sagen: Die Temperatur ist warm, die (Wissenschaft) Meteorologie ist klug. Das geht einfach nicht. Das Klima kann sich verändern, Temperaturen können steigen oder fallen, eine Wissenschaft ist interessant oder faszinierend; klug nicht.

Ein Politiker, ein Meteorologe allerdings kann das sein. Klug, meine ich. Kann. Wenn´s nicht gerade ein Politiker, ein Meteorologe ist, der von Klima- Erwärmung faselt…..

Wir leben in einem Land, dessen Meinungsführer teilweise noch nicht mal ihrer Muttersprache mächtig sind.

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Lennestadt, 21. Juni 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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* Ähnliche Sprechblasen sind: „im Einklang mit der Natur“, „ökologisches Gleichgewicht“, „ergebnisoffen“. Eine ganz, ganz heftige Stilblüte in diesem Sinn habe ich letztens anlässlich einer „wissenschaftlichen“ Sendung eines öffentlich- rechtlichen Senders genießen dürfen: „Der Permafrost taut.“  Der Per-ma-frost taut …..  Kein Spaß!

** Definition nach J. v. Hann 1883:

Klima beschreibt „die Gesamtheit aller meteorologischen Erscheinungen, die den mittleren Zustand der Atmosphäre an irgendeiner Stelle der Erdoberfläche charakterisieren.“

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Sonntag, 14. Juni 2015, 18:30, ZDF, Terra Express, „Was tun, wenn ein Wolf dasteht?“

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Mal wieder ein Nachhilfekurs in Wolfskuscheln.

Ein Schäfer ruft einen „Wolfsbeauftragten“ an, ein Wolf treibt sich bei seiner Herde rum und lässt sich auch nicht vertreiben. Der WB kommt und versucht seinerseits, den Wolf auf Schwung zu bringen. Der denkt gar nicht dran, sich auf den Schwung bringen zu lassen, weicht lässig aus. Der Wolf. Erst nach 45 Minuten bummelt er gelangweilt weg.

Kommentar des WB: „Völlig ungewöhnliches Verhalten!“ „Rätselhaft!“

Eine Szene weiter, eine Kindergärtnerin fragt den WB, ob sie denn weiter mit ihren Kindern unbesorgt in den Wald gehen könne, sie sei sehr verunsichert.

WB: „Völlig gefahrlos, der Mensch entspricht in keiner Weise dem Beuteschema des Wolfs! Kein Wolf würde einen Menschen angreifen!“

Das sagt ein Mann, der gerade noch einem Wolf „völlig ungewöhnliches Verhalten“ attestiert hat.

Man sollte auch mal fragen, wie solche Leute reagieren, wenn gemeldet würde, dass ein 50 kg- Schäferhund ohne Halsband allein durch ein Wohngebiet flaniert. Jede Wette, ein Polizei- Großeinsatz ist Programm. Und erst recht, wenn bekannt ist, dass so ein Tier sich in einem Waldgebiet herumdrückt: Lautsprecherwarnungen und Absperren des Waldes ist in so einem Fall der Mindesteinsatz an geballter Staatsgewalt. Aber ein Wolf? Entwarnung. Völlig harmlos, wirklich. So ein Wolf weiß doch, dass er Menschen nichts tut…..

 Es ist ja so: Man kann sich das Leben selbst schönreden. Das ist so lange legitim, wie man selbst als einziger ein Risiko eingeht. Wenn man aber die Öffentlichkeit dummlabert, nur weil man nicht zugeben will, dass man jahrelang völligen Stuss verbreitet hat, die Bevölkerung bewusst mit Disney- Talk besoffen geredet hat, dann hört der Spaß auf, finde ich.

Um das klar zu machen: Ich habe nichts gegen Wölfe, das kann man problemlos meinen Veröffentlichungen und Beiträgen entnehmen.

Ich bin Jäger, wie der Wolf, und ich und wahrscheinlich auch die Natur freue mich auf die Zeit, wo ich keine Hunde mehr im Revier finde, alle Katzen endlich zu Hause bleiben und wenn, dem großen bösen Wolf sei Dank, auch die Mountainbiker, die Geocacher, die Pilzesucher immer weniger werden.

Ich habe nur was dagegen, wenn man die Bevölkerung nicht nur nicht aufklärt, sondern im Gegenteil noch bewusst belügt.

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Kirchveischede, 14. Juni 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

15-06-14_Rotkäppchen und der böse Wolf

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Wer kennt das Land Waswärdasschön?

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Ich bin Jäger. Ernsthaft. Ich tue was fürs Land und zahle auch noch dafür. Unsummen. Ich weiß, ich weiß, ich versteh´s manchmal auch nicht. Aber es ist so. Ich hätte mich über den dauernden Schwachsinn in der Politik viel früher aufregen müssen. Aber ich arbeite zu viel, um die Steuern zu generieren, damit die üppigen Apanagen von Frau Kraft und Herrn Remmel gezahlt werden können. Deswegen hab´ ich die gut bezahlten Kindereien bis jetzt einfach als notwendiges Übel hingenommen. Aber irgendwann geht es nicht mehr. Z. B. bei der geplanten Remmel´schen „Jagdrechtsnovelle“. Na ja, eigentlich von NABU und BUND geschrieben. Denn sogar Herr Remmel soll jeden Morgen ausrufen: „Ach Du lieber Gott!“ Immer, wenn man ihm gerade den Inhalt des nächsten Satzes erklärt hat. Aber was soll er machen?

Nur ich, ich ärgere mich. Ich war deswegen u. a. auch am 28. Oktober in Werl bei der Regional- Konferenz des LJV. Ich kann mich gut daran erinnern, dass die anwesenden Grünen- Politiker/innen und SPD- Politiker/innen da Folgendes erzählt haben: „Das ist ja nur ein Referenten- Entwurf, die neue Jagdrechtsnovelle. Da kann noch drüber geredet werden, da muss auch noch drüber geredet werden.“ O- Ton, können Sie mir glauben. Es folgten dann die üblichen rot- grünen Nebelkerzen: Hier ein Artikelchen in der Tagespresse „SPD entschärft das Jagdgesetz“, da eine Nachricht „Die Jagdsteuer wird nicht wieder eingeführt“.

Und heute die Kurz- Nachricht: Die „Jagdrechtsnovelle“ ist gerade von Rot und Grün verabschiedet worden. Ohne jede Änderung. Whow! Aber warum überrascht mich das eigentlich nicht?

Egal. Ich glaube, wir sollten das ab jetzt regeln wie in Waswärdasschön. Zumindest mit roten und grünen Politikern. Die Schwarzen und Gelben halten ja zumindest noch die rudimentären Regeln des Umgangs mit dem Bürger ein. Frau Kraft hat sich davon längst verabschiedet. Sie fährt seit zwei Jahren seelenruhig ihr Land an die Wand, politisch und finanziell, ist offensichtlich völlig überfordert. Das Kabinett agiert nach dem Motto: „Jeder macht, was er will, keiner macht, was er soll. Aber was wir tun, machen wir mit vollem Einsatz!“ Vor allem: Für jede Katastrophe gibt es Sündenböcke: Die Kriminellen, die Wirtschaft, den Bund, die Kanzlerin, sogar den Bundesrat, und überhaupt die böse Welt. Aber überall aufgesetzt gute Laune. Ehrlich: Man wartet fast auf den Satz: „NRW ist arm, aber sexy.“

Ach so, ganz vergessen: Waswärdasschön. Kennt überhaupt jemand Waswärdasschön? Na ja, die Einsteins hier haben das lange geschnallt: Gibt´s natürlich nicht. Habe ich mir ausgedacht. Aber man darf ja mal träumen. In meinem Waswärdasschön würde sich z. B. Folgendes abspielen:

Ein Tourist fragt einen Bürger:

„Ein schönes Land, Euer Waswärdasschön. Alles so gut organisiert, friedlich, entspannt, freundlich und sauber, jeder hat gute Laune. Was mir auffällt: Bei uns zu Hause sind dauernd irgendwelche Politiker im Radio, im Fernsehen, in den Zeitungen. Bei Euch nie. Wie kommt das?“

Bürger: „Wir verhaften alle Politiker, sobald sie gewählt sind.“

Tourist: „Warum das denn?“

Bürger: „Das spart Zeit…….“

Ein wirklich schönes Land, Waswärdasschön. Was wär´ das schön……

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Kirchveischede, 19. November 2014

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch