Förster, Jäger, „Hobbyjäger“

,

.

 

Förster, Jäger, „Hobbyjäger“

oder

Wie man sich zielsicher vor allem vor´s eigene Knie tritt

 

Es gibt immer wieder Situationen, bei denen man als Naturnutzer nur den Kopf schütteln kann. Vor allem dann, wenn man einmal mehr sehen muss, wie ein Teil dieser Gruppe aus reinem Profilierungsdrang einen anderen Teil, der eigentlich natürlicher Verbündeter ist, abqualifiziert, um Teilinteressen und die eigene Position als Maßstab für alle darzustellen. Wie hier geschehen: Am Forstwesen soll die jagdliche Welt genesen, heute, in der Sendung

Die Förster-Saga

Die Förster-Saga – Dokumentation, D 2016 Dienstag, 09.08.2016
Beginn: 09:40 Uhr Ende: 10:03 Uhr Länge: 23 min.
Regie: Ute Gebhardt
Originaltitel: Die Förster-Saga
Kategorie: Nachrichten/InfoDokumentation
Land: D

Er ist unser aller Sehnsuchtsort, mit all seinen Tieren und Pflanzen, seiner Stille und seinem Licht. Der Wald. Er ist auch ein Wirtschaftsraum, der uns mit Holz für Bau, Möbel und Heizung versorgt. Mitunter ist der Wald ein Sorgenkind, weil der Klimawandel ihm zusetzt, Stürme ihn umwehen oder Schädlinge trostlose Baum-Gerippe zurücklassen. Das ist in den zurückliegenden Jahrtausenden immer wieder passiert. Er kann solche Wunden wieder heilen, wenn man ihm nur Zeit lässt. Und wenn Generationen von Förstern die richtigen Entscheidungen treffen. Dann hat der Wald diese Pracht und Mächtigkeit, von der wir träumen und schwärmen. Fünf Wald-Profis – Förster, die sich prächtig miteinander verstehen, nehmen uns Zuschauer mit in ihren Alltag und zu den Highlights ihrer Wälder. Jennifer, Sonja, Uta, Ronny und Lars sind Revierförster und Forstamtsleiter, zwischen Ende zwanzig und Ende vierzig. Ihre Reviere liegen in den schönsten Gegenden Thüringens und unterscheiden sich markant: Fichten-Hochlage, Naherholungswald, von Kyrill geschädigter Eichenbestand, intensiv genutztes Hallen-Buchen-Revier. Fünf sympathische, tatkräftige, kluge Menschen machen das ewige und sehr aktuelle Thema Wald lebendig. Wir folgen ihnen vom frühen Winter bis in den Hochsommer. Wir erfahren, warum sie unbedingt Förster werden wollten, was den Beruf gerade heute so spannend, so schwierig und doch so beglückend macht. Und sie zeigen uns, dass die allgemeinen Klischees nichts anderes sind als eine Förster-Saga.

So weit die Programmankündigung.

Ja, die Förster. Sie sind die eigentlichen Profis, auch als Jäger, wie man dann erfährt. Eben ganz sympathische, tatkräftige, kluge Menschen. Die ehrenamtlichen Jäger sind nur „Hobbyjäger“ (und damit nicht sympathisch – tatkräftig – klug?). Die ansonsten bebarmten „Klischees“ werden im eigenen Interesse dann ganz kräftig bedient: Kein Wort davon, dass Förster lediglich den ganz normalen Jagdschein machen, genau wie die „Hobbyjäger“ auch. Speziell jagdbezogene Zusatzqualifikationen werden während des Forstwirtschafts- Studiums generell nicht verlangt, sind eben nicht Pflichtfach. Man kann sie freiwillig erwerben – wie eben die „Hobbyjäger“ auch. Unter uns und mal ganz ehrlich: Wenn ich einige Förster, die ich kenne, in puncto Einstellung zur Jagd und Kenntnis von Jagdthemen als Maßstab heranziehe, dann kann ich nur sagen: Hut ab vor so manchem „Hobbyjäger“.

Dann der nächste vernichtende Seitenhieb: „Der „Hobbyjäger“ kennt nur den Ansitz, und das bringt permanenten Jagddruck in den Wald.“ Diese Weisheit kann Frau Gebhardt in ihrer – erklärlich – fehlenden Sachkenntnis ja eigentlich nur von ihren Reportage- Objekten haben, den ganz sympathisch – tatkräftig – klugen. Und zeitlich – punktuelle Drückjagden, um dieses Übel fürderhin zu vermeiden, würden so gut wie nie veranstaltet, beklagt man. Ja, der Jagddruck. Nur ganz nebenbei: Wölfe und Luchse, vom meist grünen jeweiligen Dienstherrn frenetisch gefeiert, halten sich 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag in ihren Revieren auf. Aber die verursachen, natürlich!, keinen permanenten Jagddruck. Was mich ein wenig irritiert, denn Drückjagden veranstalten die nicht, da bin ich mir eigentlich sicher. Wie schaffen die das dann, den „Jagddruck“ zu vermeiden? Oder liegt es doch ganz einfach daran, dass Reh, Sau und Hirsch schlicht und einfach Realisten sind und wissen, dass es nicht ganz ungefährlich zugeht in dieser Welt, sie das aber akzeptieren und deswegen kein Problem mit dem von den Ahnungslosen so sehr bebarmten „Jagddruck“ haben?

Nichtsdestoweniger – ich persönlich bin ein großer Freund von gekonnt geplanten und durchgeführten Drückjagden, schon aus Gründen der Effizienz, und bei weitem nicht nur ich, sondern die Mehrheit der mir bekannten Jäger (https://ein-jagdmensch.com/rehe-druecken-aber-richtig/). Wie man deshalb auf das schmale Brett der nicht durchgeführten Drückjagden kommt, wird eigentlich nicht so richtig erläutert. Auf der anderen Seite: Ein ähnlich erprobtes System hat bisher noch kein Forstamtsleiter im hier benachbarten Staatsrevier in die Praxis umgesetzt; stattdessen rennen bei den angesetzten herbstlichen Drückjagden eine Menge ortsfremde Jäger aus den benachbarten Ballungsgebieten da herum. Einheimische werden nicht gesehen, es wird fleißig geschossen, die Strecke ist allerdings meist bescheiden.

Zur Ehrenrettung der Kollegen von der schwerpunktmäßig botanisch fixierten Division sei allerdings gesagt: Sie können es sich nicht aussuchen, das alles geschieht auf ausdrückliche dienstliche Anweisung aus Düsseldorf; dort sitzt der „böse Feind“ des Wildes, der grüne Umweltminister J. Remmel. Denn so eine Einladung zur Drückjagd in Staatsrevieren kostet ganz ordentlich, Standgebühren von 150,00 € aufwärts sind nicht unüblich, wie man raunen hört. Schließlich muss der (Umwelt-) Minister ja seine Defizite niedrig halten, und da ist jedes Mittel recht, auch die Anwendung von Methoden, die man ansonsten bei jedem anderen als besonders übel und unethisch anprangert wie eben den bezahlten Jagdtourismus.

Nicht genug damit: Herr Remmel und seine inner- und außeramtliche Entourage sorgen zusätzlich auch mit allem Nachdruck dafür, dass die Forstämter hier im Sauerland, und nicht nur da, Mini- Pirschbezirke von 40, 50 Hektar zu Phantasiepreisen und –konditionen an hektisch nach Jagdgelegenheit suchende Jäger aus den Ballungsräumen verpachten, üppig bestückt (vom Verpächter Staat!) mit Hochsitzen, in Abständen von teils 30 Metern. Aber da wird natürlich kein Jagddruck ausgeübt, ja woher denn! Auch wenn die eben noch als einzig weidgerechte Art der Jagdausübung angeführte Drückjagd auf 40 Hektar von vorn herein illusorisch ist, wie jeder Fachmann weiß. Was bleibt den armen Pächtern dann außer der Ansitzjagd, und zwar dauerhaft, aus reinem Selbsterhaltungstrieb? Sinnigerweise nämlich gibt´s so gut wie immer vertraglich vereinbarte bzw. aufgedrückte harte Pönalen für den Fall, dass der geforderte (hohe) Abschuss nicht erreicht wird, bis hin zur Androhung der angeordneten Regiejagd durch, natürlich, jagende Forstbeamte. Die dann, wenn´s dazu kommt, die Pirschbezirks- Inhaber ablösen und sich natürlich auf denselben Hochsitzen die Hintern dauerplattsitzen (denn Drückjagd geht ja nicht, wie wir wissen), natürlich zu Stundensätzen beamteter Staatsdiener, zu Lasten, natürlich, des saumseligen Pirschbezirks- Inhabers. Quod licet Iovi, non licet bovi, wie schon die alten Lateiner wussten. Die Ochsen sind hier, ganz klar, die Pirschbezirks- Inhaber.

Ett iss, wie ett iss, unn ett kütt, wie ett kütt, wie der Rheinländer so schön zweck- fatalistisch meint. Nur, wie schon gesagt: Eigentlich sollte man meinen, dass alle Naturnutzer natürliche Verbündete gegen zuhauf zu beobachtende land- und forstwirtschaftliche Zumutungen und jagdfeindliche Bestrebungen in der Politik sind, natürlich alle aus „Naturschutz“ – Gründen. Das ist eigentlich auch allen Beteiligten bewusst. Theoretisch. Aber wie es so ist im Leben: Wenn man die Gelegenheit sieht, sich auf Kosten anderer mal so richtig in den Vordergrund schieben zu können, sich als Gruppe vermeintlich positiv abzugrenzen, dann wird man einfach manchmal schwach. Diese Versuchung ist allgegenwärtig, wie wir alle wissen, in jedem Lebensbereich, und die Verlockung, ihr zu erliegen, ist nur allzu menschlich. Vor allem, wenn Moderatoren – selbst mehr als einmal erlebt – einen mehr oder weniger subtil, aber aktiv in diese Richtung manipulieren. Aber sie ist bei kühlem Verstand eigentlich beherrschbar, die Versuchung.

Wenn sie denn nicht bereits zu einem unbedingten Reflex mutiert ist. Bei dem ist kühler Verstand einfach abgemeldet.

.

Kirchveischede, 9. August 2016

.

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

.

 

5 Kommentare
  1. Ronald Braun
    Ronald Braun sagte:

    Sehr gut beschrieben!
    Die Situation ist mit Sicherheit nich „landesspezifisch“.
    In meiner Laufbahn als Jäger ist es mir nie wirklich aufgegangen, warum in der Öffentlichkeit Forstwirtschaft mit Jagd in eine so nahe Verbindung gebracht wird.
    Gut in Märchenbücher, aber in der Realität?
    Wie durch Manfred schon ganz richtig beschrieben, gibt es sicher auch unter den Forstbediensteten passionierte und engagierte Jäger. Meine Erfahrung ist, das Forstbedienstete die diesen Beruf in alter (meist über Generationen) Tradition angenommen haben gute Jäger zu finden sind. Haben sie doch gelernt und verinnerlicht, das Wald ebend nicht nur eine Bretterplantage ist, sondern auch „Lebensraum“ wild lebender Tiere!
    Von dieser „Erkenntnis“ entfernen sich die Forsten immer mehr!
    ….und bitte, es geht hier nicht „gegen“ die Förster, es geht um das Verständnis der Öffentlichkeit (im Übrigen auch der Jägerschaft) das Förster nicht zwingend von der Jagd etwas verstehen!!!!
    Für den (wieder Mal) offenen, sachlichen und informativen Beitrag sage ich dem Verfasser danke und verbleibe mit
    Waidmannsheil
    Ronald Braun

    Antworten
  2. MH
    MH sagte:

    Man kann es für die Bessermenschen nur falsch machen: Ansitz = Dauerstreß im Revier, Drückjagd = unnötiges Tierleid, da halbblinde und besoffene Lodenjockel alles krankschießen und nicht nachsuchen. Wie schön ist ein gepflegtes Vorurteil.

    In Hessen mit einer grünen Umweltministerin hätte auch schon seit einer halben Legislaturperiode aufgeräumt worden sein können mit den bezahlten Drückjagdständen, aber nein, da wird sogar noch geworben mit der Jagd auf gute Trophäenträger. Pecunia non olet.

    Antworten
  3. Karsten Schürmann
    Karsten Schürmann sagte:

    Hallo Manfred, würdest du eventuell der FJD gestatten deinen Text unter deinem Namen zu veröffentlichen?

    Schöne Grüße Karsten Schürmann

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Karsten Schürmann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.