Ich fände es schade…….

Ich fände es schade…..

Sonntagmorgen, der 26. Oktober 2014. Ich schaue fern, Phönix, 9:45 Uhr, die Sendung „Abenteuer Elbe“. Eine Handvoll Leute radeln die Elbe aufwärts und beschauen sich dabei Deutschland. Dabei besichtigen sie auch eine historische Windmühle, die von begeisterten ehrenamtlichen Historikern betrieben und gewartet wird. Alle sind, das merkt man schnell, absolute Fachleute, sowohl was die Technik als auch, was die Geschichte angeht. Einer von ihnen sagt:

„Ich fände es schade, wenn unsere Kinder und Enkel über diese Technik, diese Fertigkeiten und das Können unserer Alten nur noch in Büchern lesen könnten.“

Das ist mal eine Aussage. Das hätte der Mann von mir abschreiben können. Nein, ich unterstelle ihm beileibe nicht, dass er das getan hat, im Gegenteil. Der hat nur das, wofür er sich so begeistert, in Worte gefasst. Und die fallen, wenn man das Gleiche fühlt, eben gleich aus.

Ich denke so über die Jagd. Ich fände es schade, wenn unsere Kinder, unsere Enkel die Techniken, die sich in Jahrmillionen entwickelt haben, die die praktische Erfahrung Hunderter von Generationen widerspiegeln, das kulturelle Wissen, das damit verbunden ist, später lediglich aus Büchern kennenlernen könnten. Wir wissen doch: So etwas geht unwiederbringlich verloren, wenn es nicht mehr genutzt wird. Wie ein altes Handwerk. Wie jede alte Lebensweise. Nur, weil eine kleine Clique von Ideologen emotional fehlgesteuert ist und ihre Utopien auf Kosten der Allgemeinheit ausleben will. „Umerziehen“ will man. Und praktischerweise gleichzeitig ein Bombengeschäft, ein Monopol aufbauen. Motto: “Was Natur und Umwelt angeht – dafür sind wir zuständig. Und wie sie ist, die Natur, und wie sie zu sein hat, das bestimmen wir. Ganz allein.” Wir haben dabei zugesehen, wie sich eine Hohepriester- Clique herangebildet hat, mit angemaßter und weitgehend schon überlassener Deutungshoheit über Natur, Umwelt, Moral und Ethik.

Es gehen ja nicht nur Kultur, Techniken und Fertigkeiten über den Deister: Es gehen auch die Gefühls- und Erlebenswelt, die mit der Jagd zusammenhängen, verloren, diese unglaubliche Melange an Gefühlen und Emotionen, die mit ihr zusammenhängt: Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, von euphorischer Freude bis zu tiefer Niedergeschlagenheit, von völliger, unbedingter Fokussierung auf ein bestimmtes Ziel, verbunden mit dem völligen Ausblenden der übrigen Welt, bis hin zu Tiefenentspannung und gelassenem, völlig passivem Genießen des Gesamtkunstwerks Natur.

Solche guten, manchmal auch Wahnsinns- Gefühle eben, die die Natur immer dann über Tätigkeiten, Verhaltensweisen ihrer Geschöpfe deckt, mit ihnen unlösbar verbindet, wenn die sich als segensreich für eine Art, Spezies, Lebensform erwiesen haben, zum evolutionären Vorteil geworden sind und sich als extrem vorteilhaft für die Natur in toto erwiesen haben. Wie die Jagd eben. Aber nicht nur die. Sie hat früh damit angefangen, die Natur; schon als zwei Amöben vor 2 Milliarden Jahren es das erste Mal mit Sex probiert haben….

Ich fände es schade, wenn meine Kinder, Enkel, Nichten, Neffen das nicht mehr erleben dürften, dieses Gefühl, es selbst zu können.  Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich niemanden, erst recht keinen Jäger, keinen Angler, der auch nur im Entferntesten daran dächte, das aufzugeben. Und deswegen fände ich es nicht nur schade, sondern ich werde darüber hinaus mit allem, was ich habe, dafür kämpfen, dass es erhalten bleibt für die, die nach mir kommen. Ich verfolge dabei, das gebe ich zu, nicht nur grundsätzliche und übergeordnete Ziele, also z. B. das Gemeinwohl. Nein, es stimmt, ich habe dabei auch den eigenen Vorteil im Sinn. Den meiner Sippe, meiner Familie, meiner Nachkommen. Ich denke da strategisch- evolutiv, auf lange Distanz. Ich möchte, dass die möglichst alle Jäger und Angler bleiben. (Oder selbst schwimmen können, zum Beispiel. Obwohl es Boote gibt.)

Denn ich persönlich kenne keinen Jäger, keinen Angler, der irgendwelche Psychosen oder groben Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Im Gegenteil, das sind durch die Bank Menschen, die gesellschaftlich gut eingebettet und sozial nicht nur unauffällig sind, sondern sich meist sogar positiv vom Durchschnitt abheben. Solide Persönlichkeiten, mental gefestigt, das bestätigt glänzend nicht nur jede Kriminalstatistik. Je dichter eine Gesellschaft mit solchen Charakteren durchsetzt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bodenständigkeit und Realismus, Unaufgeregtheit und Stete, Zielbewusstsein, Ausdauer und Konsequenz, vor allem Eigenverantwortlichkeit wichtige Maßstäbe in eben dieser Gesellschaft bleiben. Und je mehr das der Fall ist, desto weniger Chancen haben Fanatiker, durchgeknallte Ideologen und Phantasten, sich der Gesellschaft zu bemächtigen. Kurz: Es bleibt friedlicher. Für meine Leute. Und damit für alle anderen. Das Gegenteil hatten wir schon. Ich denke, das brauchen wir nicht mehr.

Kirchveischede, 26. Oktober 2014

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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