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Swift- A- Frame, 9,3 x 62

Spannende Stunden

Ladeversuche 9,3 x 62, Diameter .366, Geschoss Swift-A-Frame 250 grs/ 16,2 g

Ich habe mich nach langem Beobachten und der Lektüre etlicher durchweg positiver Erfahrungsberichte von Praktikern entschlossen, ebenfalls auf das Swift- A- Frame umzustellen; anfangen wollte ich mit meinen Büchsen 9,3 x 62. Also Geschosse besorgt (nicht billig!), dann ans Werk. Ich selbst hatte mit dem Geschoss keine Erfahrung, deshalb übernahm ich Ladedaten von vier verschiedenen Quellen. Zwei dieser Quellen gaben Ladedaten für Laborierungen mit dem AF- Geschoss selbst an. Von den beiden anderen Quellen entnahm ich Ladedaten für Laborierungen mit gleich schweren bzw. von im Gewicht nur geringfügig abweichenden Geschossen.

Die Quellen für die beiden Original- Laborierungen waren das Buch „Wiederladen“ der DEVA, 5. Auflage und „Wiederladen für Jäger“, Norbert Klups, 2009, die beiden anderen Quellen: „Wiederladen“, Dynamit- Nobel, 8. Auflage, und „Wiederladen für Jagd und Sport“, Roland Zeitler, 2. Aufl. 2009.

Zeitler gibt für eine Laborierung mit dem Nosler B. T. 250 grs., also exakt das gleiche Gewicht, eine Patronenlänge von 83,4 mm vor; diesen Laborierungsvorschlag übernahm ich; für eine Laborierung mit dem Geschoss RWS KS 247 grs. gab er die Patronenlänge von 82,4 mm vor, die ich ebenfalls übernahm. Weiter übernahm ich den Laborierungsvorschlag von Dynamit Nobel für das RWS KS 247 grs mit einer Patronenlänge von 80,5 mm. Als einzige Original- Laborierung übernahm ich die Ladedaten von Norbert Klups mit einer Patronen- Gesamtlänge von 79,2 mm. Das DEVA – Buch gab zwar auch, s. o.,  drei Original- Laborierungen für das AF- Geschoss her, aber da die hier vorgeschlagenen Pulversorten gerade nicht bei mir vorrätig sind, verwarf ich sie zunächst.

Nachdem ich also die vier verschiedenen Laborierungen vorbereitet hatte, fuhr ich am 6.10.2013 zum Schießstand nach Borghausen. Auf dem Schießstand lud ich zunächst eine der 83,4 mm- Patronen – und bekam die Waffe (R 93) nicht geschlossen. Nachdem auch sanfter Druck nichts brachte, versuchte ich, die Patrone aus dem Lauf zu repetieren. Das gelang erst nach erheblicher Kraftanstrengung, allerdings mit der Zugabe, dass ich die Patrone unfreiwillig delaborierte: Das Geschoss blieb stecken, die Pulverfüllung verteilte sich über den Schießstand. Nach dem fälligen Saubermachen nächster Versuch, aber dementsprechend vorsichtig, gleiches Ergebnis. Da ich es diesmal nicht mit der gleichen Kraft versucht hatte, ließ sich die Patrone diesmal unter vorsichtiger Zuhilfenahme eines Putzstocks entfernen, allerdings deutlich „gelängt“.

Dann nahm ich eine der Patronen von 80,5 mm Länge. Hier ließ sich die Kammer zwar schließen. Ich entschloss mich aber, nicht zu schießen, wollte zunächst einmal die Patrone begutachten und auf eventuelle Anlagerungsspuren untersuchen. Herausrepetieren, Widerstand, Krafteinsatz, Delaborierung, Pulver verteilt, sauer. Zunächst wieder den Schießstand gesäubert, die Aufsicht ist da sehr genau. Deshalb auch kein weiterer Versuch mehr, nach Hause, Ursachensuche war angesagt.

Zunächst einmal habe ich drei andere .366-er -Geschosse aus dem Fundus gesucht und alle gewogen und vermessen. Die Gewichte stimmten, bei den Abmessungen aber fiel mir ein Unterschied auf. Die DEVA gibt für die 9,3 x 62 ein Zugkaliber von 9,28 mm, ein Feldkaliber von 9,00 mm an. Alle Swift- A- Frames hatten ein exaktes Außenmaß von 9,30 mm, und zwar hoch gleichmäßig über den gesamten unteren Geschosskörper, gemessen mit einer elektronischen Schieblehre. Also ein sehr präzise gefertigtes Geschoss. Und mir fiel eine im Vergleich zu den anderen Geschossen hoch angesetzte und steile „Schulter“ auf, dazu später. Die Abmessungen der anderen Geschosse im unteren Drittel:

  1. 18,5 g TMR: 9,27 – 9,28 mm;
  2. 17,0 g MEN- Starkmantel unterhalb vom Scharfrand (knapp die untere Hälfte des Geschosses) 9,30 mm, ebenfalls sehr gleichmäßig; oberhalb vom Scharfrand 9,22 mm;
  3. 16,5 g SAKO TMR (als einziger Hersteller gibt SAKO die Maße auf der Packung an, und zwar mit 9,26 – 9,28 mm), Messung zwischen 9,22 und 9,26 mm.

Dann nahm ich durchkalibrierte Hülsen und lud alle vier Geschosse „blind“, also ohne Pulver und Zündhütchen, auf 83,4 mm, nahm meine drei Waffen im Kaliber 9,3 x 62 (R 93, Sauer 90, Frankonia Nachsuchestutzen System 98). Alle „streikten“ bei dem Swift-A-Frame, Geschoss- Stecker, wie gehabt. Aber alle drei Waffen verdauten problemlos die drei anderen Geschosse bei der gleichen Patronenlänge.

Die nächste Aktion: Schwärzen von Swift- A- Frame- Geschossen mit dem Edding, setzen in Blindhülsen auf 83,4 mm, einrepetieren ins Patronenlager der R 93. Dann mit Hilfe des Putzstocks vorsichtiges „Rausprockeln“ des Geschosses und Überprüfung auf Anlagerungsspuren. Ergebnis: Zwar, wie erwartet, keine Einkerbungen von Zug bzw. Feld, aber flächig umlaufend an der Schulter des Geschossen war die Farbe entfernt. Es gab also ein Problem mit den Patronenlager- Abmessungen, wie ebenfalls erwartet.

Dann nahm ich mir noch einmal die Ladedaten der DEVA und von N. Klups an, also die Laborierungen, die mit dem Swift-A-Frame erarbeitet worden sind. Und stellte fest, dass alle vier Laborierungen als Patronenlänge lediglich 79,2 mm angaben. Ich setzte also Blindpatronen mit der AF mit 79,2 mm Länge, und das war´s dann. Kein Problem mehr. Nun werden sowohl DEVA als auch N. Klups ihre Gründe haben, warum sie dieses Maß nicht überschreiten: Weil sie mit Sicherheit die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Nur ist es mir ein Rätsel, warum erstens der Hersteller nicht auf das Problem hingewiesen und zweitens die Wiederladerkommune nicht ebenfalls aufmerksam gemacht wird.

Also, Warnung an alle: Beim Verladen des Swift- A- Frame- Geschosses, 250 grs. Geschossgewicht, Kaliber 9,3 x 62 bzw. Diameter .366, als Patronenlänge unbedingt die Obergrenze 79,2 mm einhalten! Mag sein, dass da nach oben noch 5/10 – Millimeter drin sind, aber ganz bestimmt nicht mehr!! Vor allem dürfte es der Präzision nicht zuträglich sein, wenn bei Anlage des Geschosses im Patronenlager Auszugs- und Einpresswiderstand zusammenfallen. Nicht vergessen werden darf dabei, dass das AF- Geschoss relativ dickwandig und vor allem maßgenau 9,30 mm ist!

Gut. Aber jetzt wollte ich es genauer wissen. Ich stellte also zunächst alle vier Geschosse nebeneinander und verglich sie auf ihre „Geometrie“ hin (s. Foto). Optisch hat man den Eindruck, dass die anderen Geschosse ab der Mitte schlanker sind. Aber wirklich weiter bringt uns das nicht: Die relativ geringen Maßdifferenzen erschließen sich dem ungeübten Auge einfach nicht. Nun kann man hergehen und versuchen, Relationen zu ermitteln, z. B. Gewicht zu Längeneinheit. Aber auch das ist nicht der Weisheit letzter Schluss, weil das Mengen- und damit Gewichtsverhältnis zwischen Geschossmantel / Steg (Tombak) und gebondetem Bleikern natürlich im Verhältnis zueinander unterschiedlich ist. Also können wir nur absolute Maße zu Rate ziehen.

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v. lks. n. rechts: SAKO TMR, MEN Starkmantel, Swift-A-Frame, 18,5 g- TMR

Zunächst einmal die Länge der Geschosse. Die betragen:

MEN Starkmantel, 17.0 g                        30,18 mm

18,5 g TMR                                            29,25 mm

Swift A-Frame, 16,2 g                            29,00 mm

SAKO TMR, 16,5 g                                  26,70 mm

Das besagt noch nichts. Interessant wird es, wenn wir jetzt den Umfang der einzelnen Geschosse in verschiedenen Höhen, gemessen vom Geschossboden aufwärts an, einmal messen und dann vergleichen (wobei wir nicht vergessen dürfen, dass das A-Frame von vornherein die Nase vorn hat).

Dann ergibt sich:                                  15 mm             17,5 mm          20,0 mm

MEN Starkmantel, 17,0 g:                      9,30 mm           9,18 mm           9,08 mm

18,5 TMR:                                             9,25 mm           9,23 mm           8,94 mm

Swift- A-Frame, 16,2 g:                         9,30 mm           9,30 mm           8,97 mm

SAKO TMR, 16,5 g:                                9,23 mm           9,10 mm           8,66 mm

Daraus ergibt sich, dass die heutzutage ja wirklich maßgenau hergestellten Patronenlager in unserem Fall hier den mittleren Bereich, die 17,5 mm ab Hülsenmund abzüglich der Setztiefe, übelnehmen. Da liegt die Ursache für die Klemmer. Abzustellen wäre das, und die Maßdivergenzen sind wirklich minimal, über eine kleine Veränderung der Geschoss- Geometrie, man müsste ab der Hälfte der Geschosslänge um ca. 0,1 mm schlanker werden. Solange wie das nicht der Fall ist, müssen wir zumindest in genau diesem speziellen Fall berücksichtigen: Nicht weiter heraussetzen als 79,2 mm.

Da ich eigentlich vorhabe, auch meine andere Waffen, zunächst die im Kaliber 6,5, dann die 30-er, auf das Geschoss umzustellen, bin ich mal gespannt, was mich dabei erwartet; einen Bansen an Geschossen habe ich schon, und die sind nicht billig. Aber es ist ja bekanntlich am spannendsten, wenn es nicht ganz so einfach ist.

Kirchveischede, 9. Oktober 2013

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

2 Kommentare
  1. Gregor MEnnen
    Gregor MEnnen sagte:

    Guten Tag Herr Nolting,

    mit großen Interesse habe ich Ihre Ausführungen zum Wiederladen der 9,3 mit dem Swift A-Frames gelesen!
    Ich führe ebenfalls eine 9,3×62 (primär) für die Bewegungsjagd auf Schwarz- und gelegentlich Rotwild sowie eine 6,5 und eine .30 jeweils als Randversion.

    Zu dem Swift habe ich (ganz grob) 2 „Lager“ gefunden: Die einen die dieses Geschoss über den Klee loben und seit Jahren nichts anderes schießen und die anderen die als „viel zu hart“ für Europa nach Afrika „schicken“.

    Wie sind ihre zwischenzeitlichen Erfahrungen (auch in den kleineren Kalibern)? Gibt es auch dort interessante Hinweise? Haben Sie z.b. ggü. dem Evo von RWS Vergleichswerte?

    Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen!

    Vielen Dank im Voraus!
    Mit freundlichen Grüßen
    Gregor Mennen

    Antworten
  2. Manfred Nolting
    Manfred Nolting sagte:

    Hallo, Herr Mennen.

    Leider kann ich Ihnen die Frage derzeit nicht beantworten, da ich die 9,3 x 62 mit dem Swift noch nicht jagdlich geführt habe. Ich habe bisher noch kleine Laborierung gefunden, die so präzise ist wie ich das gern habe, bin aber auch aus verschiedenen Gründen in den letzten Wochen und Monaten wenig zum Laden gekommen. Deswegen nutze ich weiter meine bewährten Ladungen mit dem Nosler Partition- Geschoss. Mit dem bin ich in allen Kalibern sehr zufrieden, das Geschoss ist ja im Aufbau mit dem Swift A Frame identisch. Allerdings ist das Swift deutlich dickwandiger aufgebaut, darauf führe ich auch die beobachtete „Empfindlichkeit“ zurück. Wenn ich da weitergekommen bin, werde ich mich melden. Vielleicht können Sie mir eine E-Mail-Adresse durchgeben? (manfred.nolting@ein-jagdmensch.de)

    Freundliche Grüße und Weidmannsheil,
    M. Nolting

    Antworten

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